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„Neues aus der Anstalt“ bestätigt: Monsantos Gift in Weihnachtsbäumen!

Nun ist es offiziell, denn gestern wurde diese verheimlichte Gefahr sogar in „Neues aus der Anstalt“ beschrieben: Wir werden alle vergiftet. Diesmal mit Weihnachtsbäumen. Und natürlich steckt wieder Monsanto dahinter, aber das ist ja fast logisch. Rainald Grebe trug kurz nach Beginn der Sendung (ab 6:25 min) einen Weihnachtsbaum auf die Bühne, sprühte ihn ein und erklärte: „Das ist Glyphosat, ein Biogift, von Monsanto gegen den Fichtennadelzünsler… zapfenzünsler, der macht die Bäume kaputt“.

Das war zwar halbwegs lustig, aber trotzdem ziemlicher Blödsinn. Falls sich hier schon ein Leser fragt, ob es nicht ziemlich nebensächlich sei, wenn in einem ansonsten ziemlich guten Kabarettprogramm einer der Witze etwas schlecht recherchiert war und ob es nicht völlig übertrieben wäre, darüber nun gleich einen kompletten Artikel zu schreiben: Ja, aber im Internet wird diese kurze Passage von den üblichen Gentechnik-Verschwörungstheoretikern mit Sicherheit in den nächsten Tagen zum Beweis erklärt werden, dass also doch etwas an solchen Geschichten stimmen muss, wenn es nun sogar schon in dieser systemkritischen Sendung kam.

Warum sollte jemand Weihnachtsbäume mit Glyphosat einnebeln? Glyphosat ist ein Mittel, welches Pflanzen zum Absterben bringt. Und zwar alle. Man würde auch die Bäume umbringen oder zumindest schädigen. Welches Interesse sollte aber ein Weihnachtsbaumhersteller haben, kranke Bäume zu verkaufen? Sollen sie beim Kunden schneller ihre Nadeln verlieren? Klingt nach einem sehr durchdachten Geschäftsmodell …

Glyphosat bei Weihnachtsbäumen anzuwenden, hätte nur Sinn, wenn man diese gentechnisch so verändert hätte, dass sie gegen Glyphosat resistent sind. So etwas wird in der Landwirtschaft  unter anderem mit entsprechendem Soja und Mais angewendet (aber nicht in Deutschland). Dass es gentechnisch veränderte Weihnachtsbäume – und dann auch noch in Deutschland – gäbe, wäre aber ein Novum.

Wie ist Rainald Grebe auf diese Idee gekommen, woher stammt seine Information? Wenn man Google bemüht, wird schnell klar, dass es nur aus einer Quelle stammen kann. Es gibt im Internet eine Art Fachmagazin für wild übertriebene Panikmeldungen, die selbst für KOPP und die „Deutschen Wirtschaftsnachrichten“ noch zu wirr sind: Die Netzfrauen.

Laut denen sind Weihnachtsbäume genmanipuliert und giftig. Und dahinter steckt Monsanto. Schlimm! Wenn man noch etwas weiter forscht, findet man auch noch ein paar wenige andere Artikel dazu, aber in jedem Fall läuft es auf übertriebene Verallgemeinerungen, sehr freie Faktenauslegung und vor allem fehlende Beweise hinaus. Und wie üblich scheinen jeweils alle nur voneinander abgeschrieben zu haben.

Es wäre etwas zeitaufwändig, jede Aussage der Netzfrauen einzeln durchgehen zu wollen, mal abgesehen davon, dass diese Arbeit auch eine Beleidigung für menschliche Intelligenz wäre. Es geht schon mit der ersten angegebenen Quelle los. Die soll angeblich belegen, dass nur etwa 15 Prozent unserer Weihnachtsbäume aus Waldbetrieben stammen. Das steht in der Quelle aber nirgends drin. Hier nur die Berichtigung der Geschichte im Schnelldurchgang:

Ja, unsere Weihnachtsbäume stammen gar nicht alle aus dem Wald. Und was ist auch so schlimm daran, wenn sie z.B. aus Hochspannungstrassen stammen? Es gibt tatsächlich auch größere Flächen, die mit diesen Bäumen bepflanzt werden und die man Plantagen nennen könnte. Das kann man kritisieren, es ist aber zunächst nicht schlimmer als normale Landwirtschaft, eher viel harmloser.

Warum sollte man Glyphosat in den Weihnachtsbaumplantagen versprühen? Die Bäume überragen alle anderen Pflanzen und haben keine Nachteile durch sie. Das bodenbedeckende Gras so zu entfernen hätte auch wenig Sinn, denn Glyphosat würde das Gras komplett eingehen lassen. Dann läge der Boden offen und würde austrocknen. Keine gute Sache für die Bäume, die außerdem bei direkter Glyphosat-Einwirkung mit geschädigt würden. Deshalb wird dieses Gras auch eher gemäht. Teilweise lässt man auch Schafe dort weiden. Einen Sinn hat Glyphosat bestenfalls vor dem Ausbringen der Setzlinge, damit die restliche Vegetation in dieser Zeit verschwindet. Wenn die Setzlinge später ausgesetzt werden, ist das Glyphosat bereits biologisch abgebaut und schadet den jungen Bäumen nicht mehr. Selbst wenn man es zwischendurch tatsächlich noch einmal verwenden sollte, können unmöglich Rückstände im Baum verbleiben, die unsere Wohnzimmer verseuchen, denn ein Weihnachtsbaum wird üblicherweise frühestens nach 8 oder auch erst nach 15 Jahren gefällt. Bis dahin ist die Substanz längst abgebaut.

Selbstverständlich wird es in solchen Plantagen auch zum Einsatz von Pestiziden kommen, falls der Fichtenzapfenzünsler oder andere interessierte Insekten zu großen Hunger bekommen. Aber nur weil möglicherweise Pestizide, also Schädlingsbekämpfungsmittel, eingesetzt werden, sind da nicht automatisch auch Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide) mit dabei. Und wenn auch Herbizide eingesetzt werden, muss das nicht automatisch Glyphosat sein. Wenn doch, muss das wiederum nicht unbedingt von Monsanto stammen, denn dieses Mittel wird auch von vielen anderen Herstellen produziert (übrigens patentfrei). Und andererseits – wenn schon Herbizideinsatz erfolgt – wäre dann Glyphosat nicht sogar besser als andere Mittel? Wie schon erwähnt ist es biologisch abbaubar und für Wirbeltiere und damit auch uns Menschen ungiftig. Damit ist es besser als viele ältere Mittel. Es gibt auch keinen Hinweis, dass es krebserregend sei, egal was die Netzfrauen oder der BUND sich da aus den Fingern saugen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat nach Auswertung von 1.050 Studien keinen Hinweis auf Gesundheitsgefahr gefunden und auch die schlimme Entdeckung von Glyphosat im Urin von Großstädtern ist viel ungefährlicher als sie klingt, nämlich gar nicht.

Nein, Monsanto hat seine Finger hier nicht mit im Spiel und wird uns auch nicht mit genmanipulierten Weihnachtsbäumen umbringen. Aber die Geschichte wird sich bestimmt so verbreiten, denn wir haben es ja nun sogar im Fernsehen gesehen.

5 Comments

  1. „Neues aus der Anstalt“ endete 2013. Die Nachfolgesendung mit Max Uthoff und Claus von Wagner heißt schlicht „Die Anstalt“.

  2. Ja, stimmt … der alte Name ist bei mir noch so im Gedächtnis eingebrannt 🙂 Danke für den Hinweis, aber ich lasse es jetzt so stehen.

  3. Kostenlos Pinkeln

    Frank ::
    Nun ist es offiziell, denn gestern wurde diese verheimlichte Gefahr sogar in „Neues aus der Anstalt“ beschrieben: Wir werden alle vergiftet. Diesmal mit Weihnachtsbäumen. Und natürlich steckt wieder Monsanto dahinter, aber das ist ja fast logisch. Rainald Grebe trug kurz nach Beginn der Sendung (ab 6:25 min) einen Weihnachtsbaum auf die Bühne, sprühte ihn ein und erklärte: „Das ist Glyphosat, ein Biogift, von Monsanto gegen den Fichtennadelzünsler… zapfenzünsler, der macht die Bäume kaputt“.
    Das war zwar halbwegs lustig, aber trotzdem ziemlicher Blödsinn.

    Es war Blödsinn wie Sie gezeigt haben und in meinen Augen billiger Klamauk von Grebe, den ich ansonst schätze. Aber wenn sich Grebe ähnlich z.B. die diffuse deutsche Angst vor Genmais oder den amerikanischen Chlorhühnchen vorgenommen hätte bekäme er in dieser Anstalt respektive „sytemkritischen Sendung“ kein Bein auf den Boden.
    Das Folgende ist zwar OT, aber welches „System“ meinen Sie?
    Diese Sendung kritisierte doch vor allem die CDU/CSU, am Rande auch mal die FDP und Gabriel von der SPD und hetzte gegen die Ukraine.
    Übel waren die Ausfälle gegen die Springerpresse

    Uthoff ::
    Ich glaube gegen Thüringen … hilft nur noch der Einsatz von Streubomben.

    oder diese : Uthoff in etwa: FAZ und ZEIT stecken mit dem Kopf bis zum Hals im Arsch der Amerikaner.
    Unter aller Kanone Grebe dann als er über die „Pinkelverbrecher“ Sanifair herzog : „Es war nicht alles schlecht in der DDR, man konnte in jedem öffentlichem Gebäude pinkeln.“ Entsprechend sah es dort auch aus.
    Grebe möchte in einer Welt leben in der man fürs Pinkeln nicht bezahlen muß.
    Tja lieber Herr Grebe, schon mal die vielen Parkplätze an der Autobahn mit kostenloser Pinkelbude gesehen?!
    Und noch was Herr Grebe und werte Anstaltsinsassen : Ich möchte in einer Welt leben in der solche Sendungen nicht mit meinem GEZ-Gebühren produziert werden nur um andere so anzupinkeln wie Sie das tun.

    Zurück zum Thema und Glyphosat : Dank für den Link zu Scilogs. Er bereichert meine Favoritenleiste.

  4. welches „System“ meinen Sie?

    Das Wort würde ich jetzt mal nicht so überbewerten. Irgendeinen Begriff brauchte ich an der Textstelle ganz einfach und „systemkritisch“ war nach ein paar Minuten Überlegen das, was mir am brauchbarsten erschien. Dass das Wort nicht perfekt ist, wusste ich, aber ich wollte ja den Rest vom Artikel noch schaffen 🙂

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