Peter Altmaiers geheimer Plan für die Energiewende
Der Atomausstieg wird bis zum Ende des nächsten Jahres abgeschlossen und der Kohleausstieg hat begonnen. Im Dezember 2022 werden wir dadurch 10,65 GW (Netto) Kraftwerksleistung weniger haben. Das ist bereits zu diesem Zeitpunkt ein beachtlicher Betrag, denn durchschnittlich benötigen wir 68,5 GW elektrische Leistung in Deutschland. Bis dahin ist nicht mehr viel Zeit, 2021 ist schon wieder fast zur Hälfte vergangen.
Bis Ende 2038 sollen dann schrittweise alle Kohlekraftwerke verschwinden. Momentan liefern sie 28 GW (Nettoleistung). Einige Politiker überbieten sich gerade mit immer früheren Ausstiegen. Es ist aber so oder so nicht mehr lange bis dahin. Zum Vergleich: Unsere Energiewende dauert nun schon mehr als 20 Jahre. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass alle einen Plan haben, womit sie die ausfallende Kraftwerksleistung ersetzen wollen. Peter Altmaier hat dafür auf jeden Fall eine Akte mit den Details. Ich vermute, dass er nur aus reiner Bescheidenheit nicht ständig darauf verweist. Alles andere – also keinen Masterplan für den Atom- und Kohleausstieg zu haben – wäre nicht nur grob fahrlässig, sondern regelrecht subversiv. Und das kann ja gar nicht sein.
Nur mit mehr Windenergie und Photovoltaik kann man es bekanntlich nicht ausgleichen. Die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Sylvia Kotting-Uhl (B90/Grüne) meint zwar, Grundlast sei „von gestern“ und ich stimme ihr sogar zu, dass eine Stromversorgung ohne so etwas viel spannender wäre. Aber nicht nur in der Industrie, sondern auch in den meisten Haushalten haftet man leider noch der veralteten Gewohnheit an, den Strom lieber dann einzuschalten, wenn man ihn gerade benötigt.
Das bedeutet also, dass wir als Ersatz für Kernkraft und Kohleverstromung auch weiterhin Stromquellen benötigen, welche die elektrische Energie dann liefern, wenn sie benötigt wird. Gaskraftwerke sind eine Möglichkeit, können aber keine Dauerlösung sein, denn sie emittieren ebenfalls CO2. Es bleiben also nur Speicher.
Das ist schon lange bekannt. Und auch Peter Altmaier muss das wissen. Deshalb enthält sein Plan logischerweise auch die geplante Reihenfolge für den Aufbau von Großspeichern. Wenn also beispielsweise im Plan steht, dass spätestens Ende 2028 in Jänschwalde knapp 2 GW grundlastfähige Leistung vom Netz genommen wird, dann hat er sicher schon die Planung ausgelöst, dass so viel Speicherkapazität aufgebaut wird, mit der man im Fall von Windstille und bedecktem Himmel für einige Tage stabil 2 GW bereitstellen kann. Besser gleich für mindestens eine Woche – bei der Planung technischer Systeme geht man ja immer vom worst case aus.
Dieser Speicher muss natürlich fertig sein, bevor man das Kohlekraftwerk vom Netz nimmt. Als verantwortungsbewusster Koordinator hat man es auch im Blick, dass Großprojekte sich gern etwas hinziehen. Manchmal funktioniert völlig unerwartet etwas in einer Entrauchungsanlage nicht, manchmal entdecken irgendwelche Verhinderer noch einen Rotmilan in der Umgebung … besser ist es insofern, wenn man den Baubeginn ein Jahr eher ansetzt. Mindestens. Immerhin geht es um unsere Energieversorgung, also um eine grundlegend wichtige Sache.
Deshalb steht in Altmaiers Plan bei jeder zeitlichen Stufe, weitere soundsoviel GW Kraftwerksleistung stillzulegen, immer auch eine Notiz, dass jeweils einige Monate vorher ein Speicher in Betrieb zu nehmen ist, der dieselbe Leistung über mindestens einige Tage liefern kann. Das ist einfach eine Sache der Logik. Alles andere wäre grob … ach so, das schrieb ich bereits.
Im Dezember dieses Jahres werden 4,97 GW in Kohle- und Kernkraftwerken abgeschaltet. Die zum Ausgleich notwendigen Großspeicher stehen mit Sicherheit kurz vor der Fertigstellung. Möglicherweise sind das neue 80 Pumpspeicherwerke der Dimension Goldisthal oder Markersbach oder vielleicht ist es auch ein Industriegebiet voller Brennstoffzellen mit einem kleinen Behälter für 25.000 Tonnen Wasserstoff. Ich bin gespannt und vermute, dass Herr Altmaier sich die Eröffnung als große Überraschung bis kurz vor dem September aufhebt, um damit noch das Wahlergebnis für seine Partei herum zu reißen.
Update, 29.05.2021: Altmaier hat gestern die Förderung von Wasserstoff-Großprojekten vorgestellt. „Darunter sind Projektskizzen für Erzeugungsanlagen, die zusammen genommen über 2 Gigawatt Elektrolyseleistung für die Produktion von grünen Wasserstoff umfassen. Dass entspricht 40 % des in der Nationalen Wasserstoffstrategie gesetzten Ziels von 5 Gigawatt bis 2030.“ 2 GW Elektrolyseleistung bedeuten, dass 2 GW Elektroenergie zugeführt werden. Wegen der Wirkungsgrade wird anschließend also nur weniger Energie wieder nutzbar sein.
Ich fasse noch einmal zusammen: Bereits Ende 2021 werden rund 5 GW Kraftwerksleistung abgeschaltet, bis 2030 folgen weitere 10 GW. Doch erst 2030 sollen 5 GW Elektrolyseleistung zur Produktion von Wasserstoff bereit stehen, woraus man weniger Energie zurück erhalten wird. Damit sollen aber gleichzeitig zusätzliche Primärenergiequellen ersetzt werden. Man muss weder E-Technik, Mathematik oder Physik studiert haben, um zu erkennen, dass da etwas nicht passt.
Fiasko, Katastrophe und Beleidigung in Einem
Nee, is´ nich´. Hier liest man:
<>Zitat Ende.
Immerhin wurde vor ein paar Wochen Nordlink mit Pomp und Gloria offiziell in Betrieb genommen.
NordLink soll überschüssigen Windstrom aus Deutschland an norwegische Pumpspeicherwerke (Gesamt-Kapazität= 84TWh) liefern und im Bedarfsfall von dort Speicherstrom zurückleiten. Insgesamt sind in Deutschland 224,7 GW (netto) an Leistung installiert zur Stromerzeugung, davon entfallen 51,6% auf Wind- und Solarstrom; Stand 2020. Der Strombedarf schwankt im Laufe des Tages. Um ihn zu sichern werden 50 bis 80GW an Leistung benötigt, über Deutschland verteilt. So ein Bedarfsfall tritt ein wenn es Nacht ist und ein paar Tage lang der Wind nicht weht. Dann springt NordLink ein und liefert Strom aus Norwegen mit einer Kapazität von 1,4GW. Nicht gerade doll, aber besser als nichts. Man sieht aber wo die Schwäche des deutschen Bestrebens nach einer nahezu vollständigen Stromversorgung aus Wind und Sonne liegen: Wir haben keine ausreichenden Speicher und werden sie auch nie haben.
Zur Beurteilung der Effektivität einer Energiequelle berechnet man die theoretischen Vollaststunden aus Installierter Leistung und erzeugten Strom.
In 2020 betrug die gesamte installierte Leistung 224,7Gw und erzeugt wurden 224,7TWh ElektroEnergie.
Install. Leistung Erzeugter Strom Theoret. Vollast Theoret. Ruhe
GW TWh h Tage
Wind Land 54,4 113,3 2084,3 278
Wind See 7,6 29,7 3884,6 203
Photovoltaik 53,9 9,3 1023,3 322
Kernspaltung 8,1 67,1 8289,3 20
Man sieht, selbst WEA offshore liefern Strom in weniger als der Hälfte des Jahres (theoretisch). Photovoltaik ist naturgemäß in der Hälfte des Tages aus dem Rennen.
WEA an Land sind betriebswirtschaftlich ein Fiasko, aus Naturschutzgründen eine Katastrophe und für die Landschaft eine Beleidigung.
Die deutsche Energiepolitik ist ein Holzweg. Eine sichere Energieversorgung der Zukunft wäre die Kernfusion. Die Amerikaner vermelden Fortschritte. Die europäische Forschung auf diesem Gebiet dümpelt vor sich hin.
Das Wort Kernfusion habe ich m.W. von Frau Merkel noch nie gehört.
@Michael_DD: Mich würde mal interessieren, woher der Wert stammt, es gäbe in Norwegen Pumpspeicherwerke mit 84TWh Kapazität. Meines Wissens sind fast alle Wasserkraftwerke Norwegens Laufwasserkraftwerke. Das bedeutet, dass da von oben ständig Wasser aus einem Fluss ankommt. Es ergäbe also wenig Sinn, Wasser zu einem Oberbecken hoch zu pumpen, wo gleichzeitig auch Wasser aus dem Fluss ankommt. Auch bei Wikipedia sind diese vielen PSW Norwegens unbekannt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Pumpspeicherkraftwerken#Norwegen
Dieser Artikel ist zwar schon von 2011, aber so wie es aussieht, wollen die Norweger nichts von solchen PSW wissen:
https://taz.de/Energiewende-in-Europa/!5111153/
https://www.management-circle.de/blog/norwegen-energiespeicher-europa/ :
Die Kapazitäten unserer(*) größten Speicher, der Pumpspeicherkraftwerke, reichen bislang nicht aus. Gerade einmal 40 Gigawattstunden Kapazität haben diese. Und sie sind alle als Kurzzeitspeicher ausgelegt, die jeweils in bis zu acht Stunden leer laufen. Dabei müssten sie eigentlich auch in der Lage sein, den Bedarf von einigen Wochen zu decken. Für den Ausbau der Pumpspeicher wird mit einem Potenzial von weiteren 10 Gigawattstunden gerechnet. Zwar gibt die Topographie des Landes mehr her, aber lokale Widerstände gegen den Bau solcher Speicher erschweren deren weitere Verbreitung.
(*) meint deutsche; das sollte man im Beitrag von 13:15 lesen können.
Norwegen: Europas „Superbatterie“
84 Terawattstunden. Das ist das Speichervolumen der norwegischen Pumpspeicher. Etwas mehr, als in Deutschland – und das hat seine Gründe. Zum einen ist Norwegen ein Land mit hohen Bergen und viel Niederschlag. Das sind gute Bedingungen für Wasserkraft. Diese Bedingungen werden zum zweiten ausgenutzt, da die Norweger extrem viel Energie verbrauchen. Um etwas extravagant ihre Bürgersteige zu beheizen, aber auch, damit es im Winter einfach in den Häusern warm ist.
Und so ähnlich sollte die Tabelle aussehen:
Leistung Strom Vollast Ruhe
Gw TWh h Tage
Wind Land 54,4 113,6 2084,3 278
Wind See 7,6 29,7 3884.6 203
Photovolt. 53,9 9,3 1023,3 322
Kernspaltg. 8,1 67,1 8289.3 20
Das wird einfach mal so rausgehauen.
Vor ein paar Jahren gabs das glorreiche Projekt, die Sahara mit Solarpanels vollzustellen, die uns den Ökostrom liefern werden.
Irgendwann konnten sie nicht mehr verheimlichen, dass das nicht funktioniert. Das Projekt wurde abgeblasen, man hört nichts mehr davon.
Heuer sinds die Pumpspeicherwerke, die wir zigtausendfach in Norwegen bauen werden und die im Fall der Dunkelflaute den Strom irgendwie nach Dresden beamen (Stromtrassen werden ja von den Grünen verhindert).
Warum ausgerechnet in Norwegen der Pumpspeicherwerkbau funktionieren sollten, wenn wir in D nicht mal die Erhaltung der bestehenden hinkriegen?
Ach komm Se uns doch nicht mit der Realität!
Vorhersehbar wird dieses Projekt genauso in der Versenkung verschwinden wie die Sahara-Panels.
Es geht nur darum vorzutäuschen, das der Ökowahnsinn funktioniert, wenn nur noch diese und jene Investition getätigt wird.
Neuerdings ist´s der Wasserstoff, der das Speicherproblem löst. Die Frage bei diesem Stuss ist wieder nicht ob, sondern nach wieviel verbrannten Subventionsmilliarden das Projekt abgeblasen wird – zugunsten des nächsten Wahnsinns.
Frank hat Recht. Ich habe unkritisch die Formulierung einer Quelle übernommen, welche von NordLink begeistert ist.