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Mögliche Varianten für den Ausbau des Elberadweges am Körnerweg

Der Dresdner Elberadweg enthält westlich vom Blauen Wunder einen sehr schlecht befahrbaren Abschnitt. Manche Dresdner sagen sogar, er sei gar nicht befahrbar, denn man muss grobes Pflaster mit Verwerfungen und größeren Zwischenräumen überwinden. Es sind eigentlich nur 650 Meter, aber man kann dort immer wieder schwer genervte Besucher erleben: Radfahrer, Menschen mit Kinderwagen und Eltern, die auf ihre Kinder warten, während diese sich mit dem Roller nur langsam durch die Fugen kämpfen.

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Da dies ständig zu Beschwerden führte, gab es seit 1993 immer wieder Beschlüsse und Untersuchungen, um den Zustand zu verbessern. Der ADFC reichte eine Petition ein, aber bis heute hat sich nichts gebessert. Anwohner, die gegen Verbesserungen sind (siehe Teil 1 dieses Themas), behaupten zwar, das sei ohnehin kein Radweg und man könne ja auch auf der anderen Elbseite fahren. Doch der Weg wurde schon immer von Dresdnern als Verbindung genutzt, er ist Teil des offiziell von der Stadt angegebenen Elberadwegs und zumindest in westlicher Richtung schließt er sogar bereits an einen extra gebauten asphaltierten Radweg an, welcher wiederum nur für diese Verbindung einen Sinn ergibt. Insofern klingt der Wunsch, man möge doch bitte auf die andere Elbseite wechseln, nicht sehr nachvollziehbar. Und wie schon erwähnt, geht es nicht nur um Verbesserungen für Radfahrer.

Blauer Abschnitt: Die „Holperstrecke“ Quelle: Stadtverwaltung Dresden, Übersicht des Streckenverlaufs Elberadweg

Am 08.09.2011 beschloss der Stadtrat deshalb, u.a. diesen Abschnitt ausbauen zu lassen (Stadtratsbeschluss SR/031/2011):

„Zwischen Saloppe und Körnerplatz wird der Körnerweg zu einem verkehrstauglichen, fahrradfreundlichen Fuß- und Radweg ausgebaut, soweit noch nicht vorhanden. Den Belangen des Denkmalschutzes wird Rechnung getragen. Die Verwaltung stellt Varianten zur Realisierung bis zum 31. Oktober 2011 unter Einbeziehung der Anwohner vor.“

Diese Varianten wurden am 1. Dezember im Ortsamt Loschwitz bei einer Bürgerversammlung von  einem Vertreter des Straßen- und Tiefbauamtes vorgestellt. Bei dieser Variantenuntersuchung waren mehrere wichtige Randbedingungen zu beachten: Der Denkmalschutz, Landschaftsschutz (das Gebiet liegt im LSG „Dresdner Elbwiesen und -altarme“ und Naturschutz (das Gebiet liegt im FFH „Elbtal von Schöna bis Mühlberg”)

Der wichtigste Aspekt scheint der Denkmalschutz zu sein. Vorgeschrieben ist bei diesem Weg z.B. die Beibehaltung der „traditionellen Oberflächengestaltung“. Weitere Probleme gibt es bei den hangseitigen Stützmauern, die Tragfähigkeit der Schichten darunter und dahinter, weshalb 2011 eine Untersuchung dazu in Auftrag gegeben wurde. Das Ergebnis: Durch den Wegbau besteht ein erhöhtes Schadensrisiko, genauere Untersuchungen sind aber noch erforderlich, denn es wurden nur wenige Probebohrungen vorgenommen.

Wie könnte man den Weg nun konkret verbessern? Die Varianten:

1. Die unebene Oberfläche einfach glatt fräsen. Das ginge am einfachsten, wäre mit geschätzten 15.000 € die billigste Variante und wurde bereits in einem vergleichbaren Abschnitt bei Pieschen getestet. Leider konnten wir auf den gezeigten Fotos sehen, dass das Ergebnis nicht besonders schön aussah (um es mal nett zu formulieren).

2. Neuverlegen der Pflastersteine, Regulieren ihrer Höhe und Verguss der Fugen. Bei den genauen Kosten bin ich mir nicht mehr sicher, aber ich hatte es mir als zweitteuerste Variante notiert (die Präsentation wurde an der Stelle für mich etwas zu schnell weiter geschaltet). Nachteil dieser Variante: Man hatte das nach dem Hochwasser teilweise bereits am Körnerweg getan (unterhalb Saloppe), es ist aber immer noch wellig. Der Fugenverguss sieht auch richtig schlecht aus und hält zudem nicht lange.

3. Das alte Pflaster austauschen gegen strukturiert aussehenden Beton oder gegen neuen Sandstein. Mit ca. 200.000 € würde man mit der Betonlösung (die recht akzeptabel aussah) im mittleren Bereich liegen. Die Natursteinlösung, also neuer Sandstein, wäre mit 1,2 bis fast 2 Mill. € das Teuerste, würde aber – je nach verwendeter Materialauswahl – durchaus zur Umgebung passen. Für Radfahrer hätte Sandstein den Nachteil, dass die Oberfläche im Vergleich zu Asphalt nicht ganz so eben wäre, aber das wiederum würde den Anwohnern entgegenkommen, die Angst vor einer entstehenden Rennstrecke haben.

4. Überbauen des Pflasters mit Beton oder Asphalt. Die Betonvariante hatte ich bereits erwähnt (wie sich die Variante „Überbau“ preislich von „Austausch“ unterscheidet, weiß ich nicht). Asphalt wäre natürlich das naheliegendste und mit ca. 63.000 € immer noch preiswert. Die uns gezeigte Visualisierung eines Körnerweges mit Asphalt fand ich auch optisch gar nicht so schlecht, aber der Denkmalschutz dürfte davon nicht begeistert sein. Asphalt kann man auch farbig anpassen, was die Sache teurer machen würde, aber man läge so immer noch unter der Variante mit Naturstein.

5. Altpflaster ausbauen, aufarbeiten (also die einzelnen Steine restaurieren) und anschließend neu verlegen. Hierzu wurde uns gesagt, dass dafür keine konkreten Ideen vorhanden wären, man sei sich nur einig, dass das sicher schwierig und teuer werden würde.

6. Den Weg längs teilen und nur eine Hälfte als gut befahrbare Bahn ausbauen. Man hätte dann eine getrennte Geh- & Fahrspur. Das wurde aber nur als prinzipiell denkbar mit angegeben, es wird nicht ernsthaft erwogen. In den 90ern hatte man das in Tolkewitz getestet. Es erwies sich als nicht sinnvoll, denn alle Leute benutzten bald nur noch den besseren Teil, dadurch war es dort für alle zu eng und führte so nur zu Beschwerden. Einen vergleichbaren Abschnitt gibt es übrigens sogar am Körnerweg, welcher diesen Effekt nur bestätigt. Westlich vom Mordgrund, unterhalb der Elbschlösser bis zum Wasserwerk wurde bereits parallel zum historischen Körnerweg ein asphaltierter Radweg gebaut. Eigentlich erwartete man, dass Fußgänger weiter auf dem Pflaster laufen, aber fast alle Leute benutzen nur noch den Radweg, weshalb der alte Pflasterweg allmählich zuwuchert. Deshalb müssen darauf inzwischen sogar Mäharbeiten durchgeführt werden.

Unterhalb der Elbschlösser:  Links der Radweg, rechts der historische Weg,
welcher sich stellenweise zu schönen Biotopen entwickelt hat,
was zwar Erdkröten gut gefällt, aber den Denkmalschützern sicher weniger.

Einen Beschluss über die umzusetzende Variante gibt es noch nicht. Es klang so, als würde man im Straßen- und Tiefbauamt momentan die Verlegung von Naturstein etwas favorisieren (dieser Satz ist selbstverständlich ohne Gewähr!).

Die bei der Einwohnerversammlung mit anwesende Vertreterin vom Denkmalschutz ist übrigens mehr für „Erhalt und Reparatur“ und hat damit eine ähnliche Position wie die von Anwohnern gegründete Interessengemeinschaft „Historischer Körnerweg”. Das könnte man als 7. Variante einstufen. Dabei sollen nur die gröbsten Verwerfungen und Schäden repariert werden, die restliche Fläche bliebe im aktuellen Zustand. Allerdings wird diese Variante vom Straßen- und Tiefbauamt nicht mit in Erwägung gezogen.

Abschließend noch: Der Stadtratsbeschluss sieht auch vor, die Lücke zw. Körnerweg und dem Radweg zu schließen, welcher in Loschwitz unter dem Blauen Wunder endet. Die Lösung soll folgendermaßen aussehen: Links an Sportplatz vorbei und dann ein kleiner Bogen um die Pferdekoppel herum. Das sieht vielleicht etwas umständlich aus, ist aber ein akzeptabler Kompromiss, denn mitten durch die Koppel kann man das nicht führen.

geplante Verbindung, Bildquelle: Google

Und wenn das eines Tages alles erledigt ist, dann fehlt nur noch der Ausbau des Weges zwischen Loschwitz und Pillnitz. In dem erwähnten Stadtratsbeschluss ist das auch mit vorgesehen. Ich bin ja schon sehr gespannt, wann es losgeht.

Zwischen Loschwitz und Wachwitz

Sächsische Zeitung, 4.12.2011: „Gefährliches Pflaster Körnerweg“

(Ich kann mich aber nicht daran erinnern dass – wie in diesem Artikel behauptet wird – die Asphaltvariante nicht umsetzbar wäre)

29.10.2012: Die bei der Bürgerversammlung gezeigte Präsentation  kann nun auch online eingesehen werden (ab Folie 27).

09.01.2015: Sächsische Zeitung, „Junges Pflaster“ – Ist das Denkmal oder soll das weg? Eine Recherche des ADFC könnte den Streit um ein holpriges Stück Elberadweg beenden.

15.01.2015: Sächsische Zeitung, „Kampf um Pflastersteine“ – Darf der holprige Körnerweg zum besseren Radeln asphaltiert werden? Die Interessengemeinschaft der Anwohner sagt logischerweise: Nein.

13 Comments

  1. Was haben eigentlich damals die Denkmalschützer dazu gesagt, als innerstädtisch der Bequemlichkeit halber immer mehr Fußwege befestigt und Kopfsteinpflasterstraßen durch Asphaltdecken ersetzt wurden?

  2. Und Bequemlichkeit meine ich nicht negativ, sondern im Sinne von: Es ist bequem, wenn Fortbewegungsmittel nicht kaputtgeschüttelt oder (im Fall unbefestigter Gehwege) beschmutzt werden.

  3. @henteaser: Genau über solche Dinge kann man nämlich auch einmal nachdenken! Als man Mitte des 19. Jh. den Körnerweg mit Sandstein pflasterte, wollte man höchstwahrscheinlich* eine Verkehrsverbindung erhalten. Dass man dafür Sandstein verwendete, lag sicher daran, dass dies in der damaligen Zeit ein hier gut erhältliches und übliches Material war. Hätte es damals schon Beton oder Asphalt gegeben, dann hätte man diese Materialien damals auch schon für den Körnerweg verwendet. Diese Behauptung ist freilich unüberprüfbar, aber die Erbauer des Körnerweges hatten mit ihrem Projekt garantiert eins nicht als Ziel: Dass möglichst noch viele Generationen von Denkmalschützern dadurch Beschäftigung finden. (Womit ich übrigens nichts gegen den grundsätzlichen Sinn von Denkmalschutz sagen will)

    (* fragen können wir ja niemanden mehr)

  4. Ich kann diesen ganzen Quark mit extrem uebertriebenem Denkmalschutz nicht nachvollziehen.
    Der jetztige Zustand ist eine Zumutung fuer Radfahrer, Kinderwagen und auch eine Unfallgefahr. Mich wundert, dass noch niemand die Stadt aufgrund von Stuerzen oder verknackster Knoechel verklagt hat.
    Alle Alternativen, die den Radweg nicht wirklich eben und befahrbach machen, sind reine Verschwendung von Steuergeldern.

    Ich denke, man sollte die Herren und Damen Denkmalschuetzer einmal mit einem ungefederten Rennrad ueber den Weg schicken. Danach wird einstimmig betoniert werden.

    Zuletzt frage ich mich, was daran 19 Jahre (seit 1993) gedauert hat. Vermutlich fahren alle Verantwortlich anstaendig mit dem Auto statt mit dem Rad und verstopfen die Bruecken.

  5. Michael ? :
    Ich denke, man sollte die Herren und Damen Denkmalschuetzer einmal mit einem ungefederten Rennrad ueber den Weg schicken. Danach wird einstimmig betoniert werden.

    Welcher Michael schreibt denn hier ?
    Frank, vielleicht klärst Du das mal, zumal Obiges nicht meiner Meinung entspricht. Ich habe kein Rennrad und der Elberadweg ist keine Rennbahn und sollte auch keine werden.

  6. Könnte mal bitte einer der vielen gut bezahlten EU-Kommissare* eine Richtlinie herausgeben, dass nur maximal soundsoviel Prozent aller Männer „Michael“ heißen dürfen? Das wäre echt hilfreich …

    Wobei: Da muss ich mir nicht so viele Namen merken!

    (*Wulff braucht ja auch eine neue Aufgabe)

  7. Na, wenn das witzig sein sollte …
    Sind Sie sauer, weil ich das Zauberwort „bitte“ vergessen hatte?
    Merken müssen Sie sich auch nichts, die hinterlegten eMails sollten Unterscheidungen ermöglichen.
    Der wievielte Michael war ich denn in Ihrem Forum?

  8. Meine Güte – das sollte ein Scherz sein. Klar ermöglichen die E-Mails die Unterscheidung (für mich). Es ist einfach nur so, dass ich auch im realen Leben ständig auf Männern treffe, die alle Michael heißen.

  9. Wer hätte das gedacht mit den Michaels in Ihrem Leben.
    Nur hier auf dem Bildschirm gilt z.Z. in Ihrem Blog : Ein Name – zwei Meinungen.
    Der wievielte Michael bin ich da ?

  10. Dann stimmt es wohl nicht, dass diese „Pflastersteine“ eigentlich eher Säulen sind, ca. 1,20m im Erdreich stecken und als Schutz/Verstärkung der hangseitigen Stützmauern dienen???

  11. Update: 09.01.2015: Sächsische Zeitung, „Junges Pflaster“ – Ist das Denkmal oder soll das weg? Eine Recherche des ADFC könnte den Streit um ein holpriges Stück Elberadweg beenden.

    15.01.2015: Sächsische Zeitung, „Kampf um Pflastersteine“ – Darf der holprige Körnerweg zum besseren Radeln asphaltiert werden? Die Interessengemeinschaft der Anwohner sagt logischerweise: Nein.

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