Wie Pink Floyd mich zu einer sinnvollen Beschäftigung verführte

Manchmal ist man als HiFi-Freund geneigt, ein Album ein zweites Mal zu kaufen. Vor allem dann, wenn es digital remastered wurde – in fast allen Fällen klingt das Ergebnis deutlich besser. Manchmal bekommt man aber auch den Eindruck, dass Plattenfirmen dringend Geld brauchen, wenn sie alte Produktionen immer wieder als angeblich neue Editionen heraus bringen. Sehr kreativ ist in der letzten Zeit EMI mit den Werken Pink Floyds gewesen: Obwohl diese längst komplett digital remastered bei den Fans im Regal stehen, hat EMI nun eine schöne Verwirrung geschaffen, indem alles noch einmal in gefühlten Hundert neuen Varianten verkauft wird: Es gibt die Musik als „Immersion Box“, als „Experience Edition“, „Super-Deluxe-Boxset“, „Discovery-CD“ …

… tut mir leid – ich habe keine Lust, die Unterschiede zu erforschen! Es muss sich auch niemand die Mühe machen, mir diese zu erklären – ich kaufe das sowieso nicht. Mir reichte, dass ich beim kurzen Vergleich feststellte: Was in diesem Rahmen wieder nicht mit angeboten wird, sind Neuabmischungen in Mehrkanaltechnik, also in 5.1-Surroundsound. Dabei hat Pink Floyd bekanntlich schon lange live mit Mehrkanalton gearbeitet, es gab sogar einen Petition von Fans, man möge doch bitte „The Wall“ neu so abmischen … doch nichts ist passiert. Das einzige Pink Floyd-Album, welches bisher in 5.1 neu abgemischt wurde, ist „The Dark Side of the Moon„. Allein „Time“ ist darauf schon ein Erlebnis – wenn nach dem Uhrticken und -klingeln anschließend dieser eine mächtige kristallklare Bass mitten im Zimmer steht, wird jeder letzte Zweifler überzeugt, sich doch mal eine Surround-Anlage anschaffen zu müssen.

Verblüffenderweise gibt es aber seit wenigen Wochen durchaus noch ein zweites Pink Floyd-Mehrkanal-Album: „Wish you were here“. Nur nicht von EMI, sondern von einer völlig anderen Firma. Analogue Productions aus den USA hat das Werk so überarbeitet. Das ist zwar irgendwie dann doch wieder für EMI, aber in Deutschland wird es nicht von EMI, sondern nur als Import angeboten, was die Sache also gleich mal geringfügig teurer macht. Diese Vertriebspolitik verstehe, wer will. Aber jedenfalls reiht sich dieses Album nun in meine Sammlung* der Platten ein, die ich mir inzwischen nicht nur zwei- sondern sogar viermal gekauft habe: Erst als LP, dann als CD, dann digital remastered und nun in 5.1 (hoffentlich erfindet man nicht noch etwas):

Das war für mich ein willkommener Anlass, die Surround-Anlage doch noch einmal besser zu konfigurieren, denn ich hatte immer wieder das Gefühl, dass der Einmessvorgang nicht so optimal ausgegangen war. Aber das will ich jetzt nicht im Einzelnen ausführen – die soundtechnisch optimale Einrichtung einer 5.1-Anlage wäre einen eigenen Artikel wert. Allerdings gibt es dafür sicher auch sehr viele HiFi-Foren, die ich aber alle nicht lese, weil mich der technische Aspekt gar nicht so interessiert. Ich will ja nur die Musik anhören. Auf jeden Fall sind bei mir nun auch noch die letzten automatisch ermittelten EQ-Einstellungen wieder deaktiviert, alle Klangregelungen auf „flat“ gestellt, über die Übernahmefrequenz habe ich lange nachgedacht (die Automatik hatte für jede Box unterschiedliche ermittelt) und ich zog Bindfäden durchs Zimmer, um die korrekten Distanz-Werte zu finden. Ich gebe zu, dass Stereo in der Anwendung einfacher ist, hoffe aber, dass meine Familie den überarbeiteten Sound begeistert zur Kenntnis nimmt: „Toll – die 2 dB-Überhöhung bei 8,3 kHz ist weg und die Mitten sind viel strähniger!“

Ach so, wie das Album klingt? Na, großartig! Aber das kann man doch auch in den Amazon-Kundenbewertungen nachlesen, denen ich mich einfach mal anschließe. Herzerfrischend ist der eine Bewerter, welcher nur einen Punkt gab: „… Das Wichtigste ist natürlich der Klang, und leider bietet da die neue SACD nicht wirklich mehr als die CD Remaster Edition von 1992. Mich interessiert aber nur Stereo, die Multikanalmischung ist für mich Effekthascherei …“ Multikanal ist Effekthascherei? Süß! Da hat der gute Mann ein paar grundlegende Dinge nicht verstanden. Aber eigentlich ist auch Stereo nur Effekthascherei – die echten Puristen hören sowieso nur Mono!

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(* „The Dark Side of the Moon“ und „The Lamb Lies Down on Broadway“)

5 Comments

  1. Ich habe mir noch nie ein Album vier Mal geholt. Bin ich zu geizig und ausserdem suche ich lieber nach was Neuem, als die alten Sachen immer wieder zu kaufen. Aber ich bin auch kein HiFi-Freak. Hauptsache es scherbelt 🙂

  2. Mehrkanal Effekthascherei? Nicht bei PF. Zum Beispiel die Maschinendynamik am Anfang von Welcome to the machine. Da ist wohl ein Unterschied. Viel Spass mit Deinen SACDs.

  3. Dark Side of the Moon war für mich der Grund Surround nochmals richtig anzugehen. Hatte bis dahin immer nur Stereo SACD Player und AV Receiver. Dann habe ich eine Playstation gekauft um die SACD zu rippen. Wow was für ein Erlebnis. Die Surround Spur. Jetzt besorgt das der Oppo. Das Streaming meiner Musik wenn es geht in Surround.

  4. Interessant – ich wusste bisher nicht, dass man mit einer Playstation SACD rippen kann. Ich dachte, die SACD wäre (wie auch die DVD-Audio) eines der wenigen bisher noch nicht geknackten Formate.

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