Meine Vorschläge für den St. Georgs Orden 2018: Dieter Bohlen, Batman, und Donald Trump

Beinahe hätte ich als Überschrift gewählt „Schafft endlich diesen schwachsinnigen Orden ab!“, aber das geht nicht, denn ich bin ja erklärter Fan der jährlichen Ordensvergabe beim Semperopernball. Wenn man sich die bisherigen Empfänger ansieht, ist es immer wieder lustig, noch einmal daran zu erinnern, wofür der Karnevals … äh, der St. Georgs Orden des Semperopernball eigentlich vergeben wird:

Er wird (…) denen verliehen, die sich wie der Heilige Georg für das Gute in der Welt einsetzen, gegen alle Widerstände, „gegen den Strom“. „Adverso Flumine“ – die Inschrift des hochkarätigen Juwels wird zum Auswahlkriterium seiner Preisträger: Nur die Herausragenden werden am Abend des SemperOpernballs zu gefeierten Ordensträgern.

Adverso Flumine, also „stromauf“. Ganz klar, dass sich dank dieses Mottos unter den Herausragenden der letzten Jahre Namen fanden wie Gérard Depardieu, der immerhin gegen alle Widerstände seine Idee des Steuernsparens durchsetzte. Übrigens im Reich Putins, welcher natürlich auch Ordensträger ist. Seine gegen den Strom erbrachten Leistungen sind legendär und müssen hier nicht extra aufgezählt werden, genauso wenig wie die von Jean-Claude Juncker oder Christian Wulff. Völlig verständlich auch, dass Künstler wie Thomas Gottschalk, Helene Fischer, Til Schweiger und andere den Orden für ihren Mut verdienten, künstlerische Wege gegen den Strom, jenseits des Mainstream, gegen den Widerstand des Massengeschmacks auszuloten.

Die Liste der Ordensträger ist inzwischen lang. Im Jahr seiner Erfindung wurde er nur an eine Person verliehen, in den folgenden Jahren waren es schon drei und gestern wurden sogar schon neun Exemplare in die zufällig anwesende Menge geworfen. Es bekommt allmählich den Charakter von Hape Kerkelings berühmter Bambi-Verleihung.

Gestern, also beim Semperopernball am 03. 02. 2017, wurde ein Orden auch an den saudi-arabischen Prinzen Salman bin AbdulAziz bin Salman bin Muhammad bin Saud bin Faisal verliehen. Die Kommentatoren des MDR gerieten wegen ihm bei der Live-Übertragung fast in Extase: Der Prinz ist „aus dem Morgenland, aus tausendundeiner Nacht“ und „bringt Märchenglanz nach Dresden“. Das ist natürlich schon Grund genug für den St. Georgs-Orden. Aber gibt es noch weitere Gründe? Nebenbei ist er den Kommentaren zufolge auch einer der einflussreichsten jungen Araber weltweit und der arabische Thronfolger. Sicher, auch ein Grund. Gibt es noch weitere? Nun ja, erklärt der Moderator „es ist Tradition, dass wir hier immer auch gekrönte Häupter hatten“ und übergibt an den Laudator, an Roland Koch.

Warum macht das Herr Koch? Hat man dafür einfach nur niemand anderen gefunden? Egal. Koch liefert schon im ersten Satz Realsatire vom Feinsten und sagt:

der Blick auf die Welt Arabiens hat ja hier an diesem Platz in den letzten Jahren durchaus Tradition gefunden …

… oh ja, denkt man da. Leider. Jeden Montagabend. Aber manchmal trifft sich Pegida auch woanders als vor der Semperoper.

Aber Koch meint etwas ganz anderes. Es waren einfach schon zwei Mal Araber hier beim Semperopernball. Und Dresden, so Koch, hatte ja schon immer Interesse an Arabien, davon zeugen die Kunstwerke im Grünen Gewölbe und den Dresdner Gemäldesammlungen … Koch gab sich sichtlich Mühe, irgendwelche Verbindungen herzustellen. Ich hätte noch die Yenidze erwähnt. Die junge Generation des Prinzen jedenfalls „bewegt ungewöhnliches, macht sich auf in eine neue Zeit, verlässt Traditionen und öffnet sich der Welt“. Aha, kämpft der Prinz also für die Gleichberechtigung der Frau, für Menschenrechte, setzt er sich für die Aufnahme muslimischer Kriegsflüchtlinge in Saudi-Arabien ein, ist er engagiert gegen die Unterstützung des IS aus Saudi-Arabien, zeigt er Offenheit für Israel?

Das anscheinend nun nicht gleich. Aber immerhin, so Koch, ist Salman nach Europa gegangen und hat hier seinen Doktor-Titel gemacht. Das ist doch auch schon was. Allerdings haben das andere auch schon getan. Hätte Kim Jong-un nach seiner Schulzeit in der Schweiz auch noch dort studiert, hätte er nun beste Chancen auf den St. Georgs-Orden. Aber sollte das nicht auch schon reichen? Unser Prinz jedenfalls hat aber auch noch eine internationale Organisation gegründet, „die Menschen aus aller Welt mit Menschen aus seinem Land zusammen bringen will“. Laut Wikipedia ist das der „The Visionary Movers Club“:

The club aims to bring young leaders of the world together in one platform, to share knowledge, ideas and information, to build networks and connections, and to foster meaningful relations and facilitate cross-cultural exchange. He participated in international human rights summits sponsored by the United Nations and UNESCO.

Der Prinz will darin also junge Führer zusammenbringen … nein, Moment … das ist jetzt irgendwie schlecht übersetzt. Jedenfalls macht er etwas völkerverbindendes, wo sogar Menschenrechte eine Rolle spielen. Vielleicht wird man eines Tages auch außerhalb dieser Wikipedia-Erwähnung irgendwo im Internet etwas davon erfahren, denn Suchanfragen finden bisher nur die Visionary Movers, was aber ein amerikanisches Umzugsunternehmen ist.

Aber wofür gibt es denn nun den Orden? Roland Koch erklärt abschließend: „Was wir auszeichnen wollen ist genau das – der Blick in andere Länder und der Blick anderer Länder auf uns.“

Na, wenn das kein Grund ist. Für nächstes Jahr schlage ich vor: Reinhold Messner. Wegen seinem Blick auf andere Länder und dem Blick des Yeti auf uns. Außerdem: Dieter Bohlen. Warum? Weil er in seiner Autobiografie nie Dresden erwähnt und so etwas Positives für unser Ansehen getan hat. Batman, weil er sich ja nun wirklich oft genug für das Gute in der Welt eingesetzt hat. Veronica Ferres, weil es einfach eine Frechheit ist, dass sie noch nie dran war. Und Donald Trump natürlich, weil sein undiplomatischer politischer Stil definitiv alle Bedingungen für „gegen den Strom“ erfüllt und weil sein Haar auch bei Gegenwind immer so perfekt sitzt.

4 Comments

  1. Mensch, Frank, nun lassen Sie doch mal den Dresdnern in ihrer sonst so arg von Kontroversen gebeutelten Stadt einmal im Jahr etwas Pomp und Gloria : Den Leuten vor der Oper ihren offensichtliche Spaß an der Freude, den Debütanten einen sicherlich unvergeßlichen, glanzvollen Abend und den Emmerlichs & Co. die Befriedigung ihrer Eitelkeit.
    Und ein wenig prinzlicher Glanz aus dem Morgenland ist doch auch ganz schön, zumal es mit dem wieder aufpolieren desselben der Wettiner nicht geklappt hat. Diese erwiesen sich als ziemlich geldgierig. Und das Dümmste war ein Sachsenprinz als Ansiedlungsbeauftragter – außer Spesen nichts gewesen!

  2. Gegen den Semperopernball habe ich gar nichts, ich gönne den Besuchern diese Veranstaltung durchaus. Ich finde nur diesen Orden witzig. Oder besser gesagt: albern.

  3. Frei nach Herbert Roth

    Ein Sonntag ohne Klöße
    verlöre viel von seiner Größe

    dichte ich mal:
    Ein SemperopernBall ohne Orden wie diesen
    wäre schwerlich zu genießen

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