|

Amerikanische Söldner von Blackwater in der Ukraine?

Bis zu 500 amerikanische Söldner sind in der Ukraine im Einsatz. Das sagte Michael Lüders (Sicherheitsexperte Nahost) in einem schon im Januar gesendeten Interview auf Phoenix.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Wenn das mit Blackwater (inzwischen „Academi“) stimmt, wäre das eine klare Einmischung der USA in der Ukraine. Es ist kaum vorstellbar, dass sich ein anderer Geldgeber für diese Firma gefunden haben sollte. Poroschenko wird sich das finanziell wohl eher kaum leisten können.

Aber auch wie bei den angeblich in der Ukraine vorhandenen Truppen und Panzern aus Russland ist zu fragen: Stimmt es? Michael Lüders sagt in der Sendung von Phoenix nur, es „sollen“ Söldner von Blackwater dort sein. Ein Beweis ist das nicht.

Wenn man nach dem Thema sucht, findet man die ersten Erwähnungen amerikanischer Blackwater-Söldner in der Ukraine bereits im Mai des letzten Jahres. Damals aber nur als Vermutung, die auf einen Bericht der BILD zurückging.

Insofern wäre nun wichtig zu wissen, ob Michael Lüders aktuellere Informationen hat oder ob er sich nur auf den Verdacht aus dem letzten Jahr bezieht. Eine Quelle für seine Behauptung ist im Netz nicht zu finden, alle Suchanfragen zu dem Thema führen nur auf die Phoenix-Sendung mit ihm selbst zurück. Interessant ist aber, dass seine Aussage im Netz nun schon als Fakt und als verbindliche Quelle bewertet wird. Das finde ich interessant, denn einerseits misstrauen wir den Medien, was auch eine gesunde Einstellung ist, solange man vor einer pauschalen „Lügenpresse!“-Einstellung noch die Kurve kriegt. Aber andererseits greifen wir die „Mainstreammedien“ auch sofort gern und in solchen Fällen etwas zu unkritisch auf, wenn in ihnen eine abweichende Aussage verkündet wird. Ich finde, dass in solchen Fällen aber genauso viel Skepsis und Kritik angebracht sein sollten.

Das Prinzip der Unschuldsvermutung ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt. Auch wenn ich möglicherweise längst die Grenze zur Naivität überschritten habe, wenn ich immer noch erst einmal Beweise für Putins Panzer in der Ukraine sehen möchte – solange das eine Eskalation verhindert, erscheint mir die Unschuldsvermutung gegenüber der Inkarnation des Bösen, also gegenüber Putin, als kein falscher Ansatz.

Aber das Gleiche gilt dann auch gegenüber der anderen Inkarnation des Bösen, also gegenüber den USA.


Nebenbei: Interessant ist auch in dem Fall wieder, wie sich die Zahlen medial nach oben entwickeln: In dem Bericht der BILD, auf den anscheinend alles zurückgeht, werden zunächst nur 10 Personen erwähnt, laut Äußerungen eines russischen Diplomaten sind es dann 300, im oben verlinkten Spiegel-Artikel sind es 400 und in dem Video spricht Michael Lüders nun schon von 500.