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Nochmal Coloradio

Wegen der aktuellen Situation dieses Senders haben sich in letzter Zeit bereits einige Dresdner Blogs (1), (2), (3) mit dem Thema befasst. Die Kommentare fallen erwartungsgemäß sehr polarisiert aus und es werden immer wieder dieselben Kritikpunkte angesprochen:

  • Einige Leute werfen Coloradio vor, links zu sein. Meinetwegen dürfen sie das aber gern sein – ich wüsste nicht, was daran falsch sein könne, eine Meinung zu vertreten. Warum soll ständig alles ausgeglichen und pluralistisch sein? Man kann als Außenstehender den Redakteuren schließlich nicht anordnen, sie sollten zum Ausgleich einer Pro-attac-Sendung nun aber bitte auch einmal etwas neo-liberales senden. Dann wäre es kein freies Radio mehr.
  • Es gibt immer mal wieder Vorwürfe, der Sender sei in der Hand einiger richtungsbestimmender Hardliner. Kann sein, das ist aber ein internes Problem, was die Redakteure selbst in den Griff bekommen müssen. Wenn sie das nicht können oder wollen, kann man als Außenstehender zwar verwundert Grenzen der Demokratie da hineindeuten, aber man hat nicht die Aufgabe, es zu ändern. Dazu müsste man sich schon selbst dort beteiligen.

Was mich an der aktuellen Geschichte stört, ist etwas ganz anderes. Blogger Stefanolix hat sich kürzlich der Podiumsdiskussion gewidmet, die am 12. Januar unter dem Titel “Wir dudeln anders – freie Radios in Sachsen” von Coloradio durchgeführt wurde. Die kann man sich hier noch anhören (dauert aber knapp 2 Stunden). Ich habe es angehört und was mich dabei irgendwann genervt hat, war weniger das übliche Beharren auf dem alten Feindbild „SLM“, sondern die auch hier wieder hörbare Ignoranz gegenüber dem SAEK. Das hat nichts damit zu tun, dass ich dort arbeite und nun vielleicht die beleidigte Leberwurst spiele (wer den Spruch erfunden hat, würde mich auch mal interessieren), sondern es hat etwas damit zu tun, wie Coloradio in Zukunft gern finanziert werden möchte und wie es begründet wird. Ich muss das kurz erklären.

Feindbild SLM

Wenn man sich die Diskussion anhört, bekommt man schnell das Gefühl, Schuld an allem sei eine gewisse SLM. Dahinter verbirgt sich die Sächsische Landesmedienanstalt. Eigentlich sind ja aber die Betreiber von apollo radio die Verursacher des Problems, die aus (angeblichen?) Kostengründen den Vertrag mit den drei nichtkommerziellen Radios in der bestehenden Form nicht verlängern wollen. Wenn man sich den Alternativ-Vorschlag der Betreiber anhört (die Sendezeit für die nichtkommerziellen zu kürzen), kann man sich fragen, wo dabei eigentlich Kosten gespart werden könnten? Denn die laufenden Kosten für die zum Senden benutzte Technik fallen weiter für 24 Stunden an, egal wie die Zeit zwischen den Sendern aufgeteilt wird. Die Kosten tragen trotzdem komplett die Betreiber (PSR, Energy usw.), egal wie lange das Apollo-Programm läuft. Da es werbefrei ist, bringt es auch bei längerer Sendezeit keine Einnahmen. Soll es ja auch gar nicht. (Siehe Nachtrag)

Darauf wird in der Diskussion nicht weiter eingegangen – Schuld ist wieder einmal die SLM, weil bei Coloradio grundsätzlich immer die SLM der Hauptfeind war. Ich habe schon mehrfach verschiedene Leute, die bei Coloradio mitmachten, gefragt, woher diese Haltung eigentlich stammt? Es konnte mir nie jemand zufriedenstellend erklären. Als Neuhinzugekommener wird man offensichtlich sofort mit dieser Grundideologie geimpft, die noch aus den Zeiten der Hardliner der ersten Generation stammt. Erklären kann es keiner mehr, aber hinterfragt wird es anscheinend auch nicht mehr. Und alles, was von der SLM stammt, wird gleich mit ins Feindbild-Lager einsortiert.

Dass es aber durchaus Leute bei der SLM gab, die Coloradio positiv gegenüber standen und dass man Vorbehalte vielleicht selbst provoziert hat, indem man zum Beispiel jegliche Kommunikation mit der SLM jahrelang nur über Anwälte ausführen ließ – so etwas wird dabei ausgeblendet. Dass man in der Anfangszeit, als die SLM noch in Dresden war, komplette Sendungen in deren Hörfunkstudio produzierte – das ist hierbei nicht so wichtig. Dass die nicht so überschwängliche Haltung der SLM vielleicht einfach nur halbwegs neutral war – egal. Viel Feind, viel Ehr‘! Ein klares Feindbild ist schon wichtig. Egal, ob der eingebildete Feind das überhaupt noch wahrnimmt oder diese Haltung vielleicht mit leichter Verwunderung abtut.

Freies Radios, Bürgerradio, Offene Kanäle und die SLM

Da die SLM 1997 den SAEK gründete, gehört der logischerweise gleich mit zum Feindbild, auch wenn das allen Mitarbeitern hier stets ziemlich rätselhaft war. Mein Ex-Kollege Martin gehörte selbst zu den Coloradio-Gründern und benötigte immer eine gewisse Selbstironie für seine Arbeit im Feindesland. SLM und SAEK – wie hängt das zusammen?

In den Kommentaren eines Artikels im neustadt-ticker erklärte jemand, er hätte seit Anfang der neunziger Jahre verschiedene Geschichten selber aufgedeckt, zum Beispiel über die Verbindungen zwischen SML und SAEK. Nicht schlecht – sicher hat er da knallhart und lange recherchiert. Er hätte eigentlich nur einmal bei der SLM anrufen müssen, dann hätte man ihn zu dem Mitarbeiter weiterverbunden, der für den SAEK zuständig ist. Und derjenige (er war übrigens selber auch einmal Coloradio-Redakteur) hätte ihm einfach alles erzählt. Der investigative Anruf hätte auch in einem der beiden Dresdner SAEK-Studios getätigt werden können, vielleicht wäre er bei mir gelandet. Ich hätte es ihm auch erklären können. Da an diesen dubiosen Verflechtungen absolut nichts geheim ist, hier die Kurzform: Die Landesmedienanstalten erhalten einen Teil der GEZ-Gebühren. Ihre Aufgabe ist unter anderem die Frequenzvergabe, die Kontrolle von Programminhalten, Förderung technischer Neuentwicklungen und weiterhin sind sie auch angehalten, die Einrichtung Offener Kanäle oder vergleichbarer Einrichtungen zu fördern.

Dazu muss man wissen, dass „Freies Radio“, „Bürgerradio“ und „Offener Kanal“ nicht dasselbe sind, wenn man die Definitionen auf die Goldwaage legt. Ob das den Bürger, der dort einfach nur seine Radiosendung produzieren will, interessiert, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich eher nicht. Rechtlich hat es aber Konsequenzen. Die SLM kann (muss also nicht) Offene Kanäle und ähnliches fördern, aber z.B. keine Freien Radios. Das ist ihr nach sächsischem Recht nicht erlaubt. In anderen Bundesländern geht das, hier nicht. Dazu müsste der Landtag eine Gesetzesänderung beschließen. Wer das damals in dieser abweichenden Form in Sachsen so verursacht hat, kann ich nicht sagen.

Wenn man nun also möchte, dass man auch als „Freies Radio“ aus Rundfunkgebühren Geld bekommt, dann muss man sich darum kümmern, dass das Gesetz vom Landtag geändert wird. Das versuchen die 3 Radiosender auch und das ist völlig in Ordnung*. Aber bis dahin muss man nicht auf die SLM meckern, denn die hat sich – als Behörde – an geltende Gesetze zu halten. Ansonsten bekäme sie von anderen Leuten Ärger. Und wenn man trotzdem Anträge an sie schreibt (was freilich nicht verboten ist), ist es absehbar, dass sie abgewiesen werden.

(* Ja, ich habe es gelesen: „CDU und FDP lehnten am Montag im Wissenschaftsausschuss einen Antrag der Opposition zur Kostenübernahme durch die Landesmedienanstalt ab.“ Klingt also alles andere als positiv.)

Warum hat Coloradio sich so gesehen nicht gleich besser als „Offener Kanal“ gegründet? Die Idee, einen Offenen Kanal in Dresden einzurichten, gab es durchaus. Sie muss 1994 entstanden sein, also bereits nach dem Start von Coloradio. Die Hauptinitiative ging vom Reicker „Brennhaus e.V.“ aus und unter anderem war auch Coloradio mit dabei. Ich selbst übrigens auch. Aber einen Offenen Kanal kann man nicht einfach so gründen, sondern man muss ihn bei der jeweiligen Landesmedienanstalt beantragen. Warum die SLM unsere Anträge kontinuierlich ablehnte, haben wir nie erfahren. Es hat auch wenig Sinn, hier unsere damaligen Vermutungen wiederzugeben. Coloradio jedenfalls hatte sich zwar an dem Versuch beteiligt, das hätte aber nur eine parallele Sache für sie werden sollen. Eigentlich war die Philosophie bei ihnen stets, so unabhängig wie möglich zu bleiben. Vor allem auch in politischer Hinsicht. Als Offener Kanal wäre man aber möglicherweise von der SLM  abhängig gewesen. Deshalb die Entscheidung, für die Einstufung „Freies Radio“. Das ist alles in Ordnung und nachvollziehbar. Aber es zeugt nicht von Logik, nun herum zu jammern, wenn die SLM ihnen jetzt kein Geld geben kann.

Die SLM hat das benötigte Geld und macht damit …

In der oben erwähnten Podiumsdiskussion wird trotzdem (überflüssigerweise) immer wieder gesagt, in anderen Bundesländern ginge es doch auch … Dann wird erklärt, die SLM hätte das benötigte Geld und es wird gefragt, was die SLM eigentlich mit dem Geld anstellt? Die Frage geht an Falk Neubert, medienpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Linken. Der sollte das eigentlich wissen. Doch er sagt, ja … da genüge schon ein Blick auf die Homepage der SLM … ein paar medienpädagogische Projekte und so … aber eigentlich nichts. Beim Hörer bleibt hängen: Aha. Die hocken also auf der Knete und rücken sie nicht heraus!

Was macht die SLM aber tatsächlich mit dem bewussten Geld? Sie stellt geradezu unglaubliche Dinge damit an: Sie gibt es exakt dafür aus, wofür es gedacht ist: Für Offene Kanäle oder vergleichbare Einrichtungen. Dass diese Behörde den von uns gewünschten Offenen Kanal nie gründete, ist leider Tatsache. Aber dafür gründete sie 1997 nach bayrischem Vorbild den Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanal, kurz SAEK. Wer es haarspalterisch mag, kann hierzu lange Texte entwerfen und das Fazit ziehen, das sei ja gar kein Offener Kanal. Stimmt auch. Sonst hieße es ja nicht anders. Wer – wie ich – die Sache mehr von ihrem Ergebnis für den Bürger aus betrachtet, stellt fest: Aber auch hier kann der normale Bürger einfach herkommen und eigene Radio- oder Fernsehbeiträge erstellen und senden. Niemand redet einem dabei inhaltlich herein oder sagt: Folgendes Thema gefällt uns nicht oder ist uns zu brisant. Es kann höchstens sein, dass Dinge kritisiert werden, die gegen allgemeine journalistische Grundlagen verstoßen (was aber alle anderen Sender genauso betrifft). Oder es kann sein, dass der Techniker herum meckert, ein Video sei rein aus technischen Gründen nicht sendefähig, aber das ist bei jedem anderen Sender ebenfalls so.

 Keine Alternativen in Dresden?

Kein Wort darüber in der Diskussion. Da der SAEK mit zum Feindbild gehört, wird er beharrlich verschwiegen. Und man wird ja mal sagen dürfen, dass das allmählich nervt! Lediglich Klaus Nicolai erwähnt das Wort einmal kurz, ansonsten herrscht Funkstille.

Es wäre ja völlig okay (und sogar das logischste), wenn Freie Radios auch in Sachsen durch Rundfunkgebühren mit finanziert würden. Aber die Begründung, das Geld würde bisher sowieso für nichts Entsprechendes eingesetzt, halte ich schon für … wie formuliere ich es am nettesten? Doch warum solche diplomatischen Bedenken: Es ist der Gipfel der Ignoranz gegenüber dem SAEK! Denn dass es durchaus stillschweigend akzeptierte inoffizielle Verbindungen zwischen SAEK und Coloradio gibt, wird seit Jahren nie erwähnt: Viele unserer ehemaligen Redakteure wechselten nach Wegfall unserer Kabelfrequenz zu Coloradio, was wir ihnen mangels UKW noch nicht einmal übel nahmen, sondern gut verstehen konnten, manche Sendungen wurden sowohl hier als auch dort gesendet, die Redaktion Buschfunk produziert ihre Sendung bei uns, manche Kursteilnehmer gehen anschließend zu Coloradio … aber das existiert alles nicht. Etwas albern ist das schon. In dem Zusammenhang ist es auch ein nettes Detail, dass alle SAEK-Studios in den letzten Wochen von Coloradio angeschrieben wurden, sich doch bitte per Unterschrift für die Unterstützung (usw.) einzusetzen. Was sogar gegebene Unterschriften zur Folge hatte.

Ich will hier nicht andeuten, wir wären ein prima Ersatz für Coloradio. Das sind wir nicht, und so ist es auch nicht gedacht. Aus mir unbekannten definitionstechnischen Gründen gelten wir noch nicht einmal als „Bürgerfunk“. Das habe ich zumindest vor einigen Monaten erfahren. Aber es ist eben auch nicht so, dass überhaupt keine Alternative vorhanden ist, wie in der Diskussion angedeutet wird.

Abschließend: Unser Hörfunk hatte übrigens genau dieselben Probleme wie Coloradio: Keine UKW-Frequenz, weil einfach keine frei war. Hier wurde – trotz angeblicher Klüngelei – seitens der SLM niemand bevorzugt, sondern es herrschten gleiche (schlechte) Bedingungen für alle. Unsere Redakteure mussten sich mit einer Frequenz in Teilen des Dresdner Kabelnetzes zufrieden geben. Welches dann auch noch aus Kostengründen Mitte 2008 gestrichen wurde (die vorhandenen Gelder wurden 1998 umverteilt, damit weitere Studios in Sachsen gegründet werden konnten). Seitdem gibt es nur noch Internet. Das wurde von uns sehr kritisiert, ist aber momentan so. Aber es gibt ja nicht nur Hörfunk, sondern darüber hinaus auch Fernsehen. Und das ist nach wie vor in Chemnitz, Dresden und Leipzig empfangbar und läuft ziemlich gut.

Nachtrag: Ich habe nun doch verstanden, wo die Betreiber von Apollo Kosten sparen wollen: Es geht nicht um die Leitungs- und Sendetechnik-Kosten, die während der 24 Stunden anteilig anfallen, sondern um die reinen Leitungskosten von den Studios (Coloradio, Radio Blau und Radio T) bis zu Apollo.

8 Comments

  1. Hallo Frank,

    danke für deine erklärenden Worte … vieles hat mir erneut die Komplexität des gesamten Falles „coloRadio & freie Radios“ etc. gezeigt und einige meiner Fragen haben teilweise Antworten gefunden.

    Ich war auch ab und an beim SAEK (mehr Richtung Kurzfilm) und empfand die Arbeitsweise dort wesentlich entspannter als bei coloRadio … meine Erklärung: es fehlte die feste politische Grundhaltung. Was nicht heißt, dass die nicht jedes einzelne Mitglied, jeder einzelne Mitwirkende dort nicht gehabt haben könnte, doch sie schwang nicht ständig mit.
    Kurzum möchte ich vielleicht das Wort „Aufgeschlossenheit“ dafür wählen. Diese empfand ich als sehr erleichternd, auch wenn ich dort nicht länger gearbeitet bzw. mitgewirkt habe.

    @Harmlosigkeit der Sendungen im „Fall Winkler“
    So könnte man es ausdrücken – sehe ich auch so. Ich empfand die Sendungen auch als eher harmlos, es waren für mich Gespräche und dafür ist Radio ja da. Freilich kann man dieses und jenes anders planen, anders sagen usw. … doch dafür ist das Radiomachen ja auch ein Prozess – „Learning by doing“ sozusagen.
    Insofern hatten mich die nachfolgenden Dialoge in den coloRadio-Mailinglisten z.T. erst verwundert, dann erheitert … ich sah das Problem nicht, außer jenem, dass da einige offenbar eine andere Meinung vertraten, was über den coloRadio-Äther laufen sollte.
    Damit konnte ich gut leben und deshalb lud ich auch immer alle herzlich ein, damit sie die Sendungen mitgestalten konnten … mehr oder minder erfolgreich.

    Und dann folgte das einmonatige Sendeverbot (als „Sendepause“ formuliert – sowohl als Moderator als auch als Studiogast), „einstimmig“ beschlossen von einer fünfköpfigen Versammlung – ich selbst war nicht anwesend, weil ich etwas anderes vorhatte an diesem Tag und auch gar nicht verstand, warum wieso usw. … mir wurde das dann in Richtung beratungsresistent usw. ausgelegt, was ich verstehen konnte, doch nicht wirklich persönlich nahm. Das Sendeverbot dagegen schon 🙂

    Ich wurde ebenso aufgefordert, ein Sendekonzept einzureichen, was ich auch einige Tage später tat. Es wurde jedoch ignoriert – Anfragen meinerseits entgegnete man wortkarg („Ja, habe ich bekommen.“) bzw. damit, dass ich den Sinn freier Radios (noch) nicht verstanden hätte.
    Langjährige Mitwirkende bei coloRadio meinten, dass ich der erste in ?? Jahren coloRadio gewesen wäre, von dem dies verlangt worden war. Keine Ahnung, ob das stimmte.
    Dabei fand ich die Idee mit dem Sendekonzept sogar richtig gut … wenn jeder ein Sendekonzept bei coloRadio vorlegen würde, dann würde das coloRadio sicher auch nützen. Jedem Sendungsmacher zudem ebenso …

    Was meinen eigentlich harmlosen Fall wohl für einige weniger harmlos gemacht haben könnte, war evtl. auch dadurch beeinflusst, dass ich bereits im Jahr 2006 einen „Offenen Brief“ an coloRadio (Link siehe unten) geschrieben hatte. Ich würde es einmal so formulieren: dadurch war ich möglicherweise bei einigen sozusagen auf dem „Schirm“ 🙂

    Natürlich bin ich immer offen für die Darstellung anderer … ich weiß, dass es meine persönliche Sicht ist und das ganze einigermaßen zu verstehen, hat mich auch einige Zeit gekostet … ein Jahr Abstand war genau richtig.

    Was coloRadio anbetrifft, so komme ich nicht umhin, nochmals auf das „Links-Sein“ anzusprechen. Einerseits ist das Wort „links“ sehr strapazierfähig – eine Diskussion darüber wäre sicher eine ganze Sendereihe wert 😉 …
    Andererseits versuchen einige coloRadio dort – wo ihrer Meinung nach dieses „links“ sein soll – zu verorten, als eine Art „heiligen Ort der Kapitalismuskritik“.

    Ich finde Kritik wichtig, doch „der Ton macht die Musik“ und für mich hat sich die innere Aggressivität mit der einige gegen den Kapitalismus angehen wollten nach innen verlagert, der Unmut einiger richtete sich plötzlich gegen Sendungsmacher und andere Mitwirkende. Es fehlte eine „für“-Strategie und da diese nicht wirklich gefördert wurde, blieb man beim „gegen“ hängen … immer und immer wieder.

    So sehr ich die momentane Lage für die sächsischen freien Radios auch als ungünstig erachte, für coloRadio könnte sie einen „geistigen Neuanfang“ bedeuten.
    Ich hoffe, dass man dabei nicht nur den „Schwarzen Peter“ in Richtung CDU-FDP abschiebt (freilich war es eine politische Entscheidung und keine aus finanziellen Gründen), sondern sich vom „geliebten Feindbild“ mal freimachen kann.

    Wir werden es sehen – vermutlich 🙂

    Alles Gute und danke nochmals für die von dir geschilderten Hintergründe, ciao Micha.

    PS: Link zum „Offenen Brief an coloRadio“ – Nov. 2006
    http://www.alg-dresden.de/download/2006-11-26%20Offener%20Brief%20coloRadio%20-%20Winkler.pdf

  2. „Ich war auch ab und an beim SAEK (mehr Richtung Kurzfilm) und empfand die Arbeitsweise dort wesentlich entspannter als bei coloRadio “
    Ja, wir kennen uns ja auch. Ich wollte hier eigentlich nicht behaupten, bei uns sei es besser als bei Coloradio (es gibt auch Nachteile). Aber da wir sozusagen nur die Hardware bereitstellen und die Nutzer sich die Inhalte selber ausdenken müssen, gibt es keine Vorgaben oder Grundausrichtungen. Wobei ich immer wieder verwundert bin, wie unpolitisch – gerade im Vergleich zu Coloradio – die meisten Produktionen bei uns sind. Das betrachte ich als einen der Nachteile. Ein wenig mehr Politik in den Beiträgen wäre mir manchmal ganz recht. Aber ich kann (und will) das natürlich genauso wenig anordnen, wie jemand bei Coloradio das Gegenteil anordnen könnte (bzw. sollte).

  3. Politisch oder unpolitisch – das ist hier die Frage? 😉

    Also, ich halte den weniger politischen Weg für sinnvoller, nicht weil ich weniger Politik im SAEK haben möchte, sondern weil es ungezwungener geschehen kann. Es geht um den Prozess … der Weg ist das Ziel sozusagen.

    Man kann es nur selbst verändern (geht bei dir wahrscheinlich weniger) oder Anregungen geben.

    Alles, was anderen den Weg abschneiden soll, halte ich für nicht zielführend. Es führt zum Gegenteil bzw. zum Polarisieren … so sehe ich häufig – nicht immer – den „Fall coloRadio“.
    Wer nur A und Nicht-A sieht, verdrängt die anderen Buchstaben des Alphabets, oder eben die vielen Grautöne zwischen Schwarz und Weiß … wobei Farbtöne wohl das bessere Wort wäre – auch in Bezug auf das „Farbenradio“ alias „coloRadio“ 😉

    Und es beginnt mit dem Selbstbild bzw. der Selbstdarstellung. Da beginnt häufig bereits der Ausschluss … ohne das jemand auch nur ein einziges Wort über den Äther gebracht hat.

    Politik ist ja ein weites Feld … man braucht ja nicht mal das Wort Politik verwenden, sondern „Was passiert in der Gesellschaft, was passiert in Dresden?“
    Die Politik kommt da eher indirekt ins Spiel … das halte ich auch für den sinnvolleren Weg. Ich glaube der Mensch lernt am ehesten auf dem indirekten Wege – nicht wissenschaftlich von mir überprüft, eher per Selbsterfahrung 🙂

  4. Vielen Dank für den sehr ausführlichen Beitrag. Ich werde einiges davon aufgreifen, wenn mir die Arbeit wieder ein klein wenig Zeit lässt.

    Ich (als Außenstehender) würde mir wünschen, dass die Sache zwischen Michael und coloRadio wieder ins Lot kommt. Harte Ausschlussgründe scheinen mir nicht vorzuliegen. Die Kommunikation zwischen Leuten kann man ja verbessern. In den Kommentaren in meinem Blog ging es zuletzt schon wieder etwas gemäßigter zu.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, könnten Projekte von jungen Leuten (und für junge Leute) also auch auf dem SAEK produziert und gesendet werden. Das war mir bisher nicht bekannt. Ich erinnere mich aber: früher war der SAEK mal auf der Schandauer Straße und damit eher in meinem Blickfeld. Wäre auch mal ein Thema für mein Blog.

  5. Ich bin der Meinung, dass „die Sache zwischen Michael und coloRadio“ von den Beteiligten selbst geklärt werden sollte. Ich werde mich nicht auf eine der beiden Seiten stellen. So, wie der Kommentar von Herrn funkloch die Sache darstellt, scheint es nicht ganz so einseitig betrachtbar zu sein. Ich habe auch das Gefühl, dass da aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.

    „früher war der SAEK mal auf der Schandauer Straße“ – und das ist er auch noch.

  6. Aber nicht mehr so sichtbar? Ich gelobe Besserung! 😉

    Wenn sich Leute trennen, geschieht das nie im Einvernehmen. Ich stehe auf keiner Seite. Ich würde mir wünschen, dass sie das in aller Stille unter sich regeln. Michael scheint jemand zu sein, der Radio sehr gern macht und auch wieder dafür brennen würde. Einen Neuanfang gönne ich ihm — darin bin ich mal ganz subjektiv.

  7. @Frank & Stefan
    Sehr gut, dass ihr euch nicht auf eine der beiden Seiten stellen wollt … das wäre mir auch das Liebste 😉 … Polarisieren bringt auch nicht viel, auch wenn es manchmal ein „Stilmittel“ sein kann, um klare Standpunkte auszudrücken. Menschlich näher kommt man sich nur, wenn man den Standpunkt des anderen auch zu akzeptieren lernt.
    Ich hatte mir im März 2008 mal erlaubt folgendes Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker bei coloRadio aufzuhängen: „Erst wer fähig wäre, ein zusammenhängendes Plädoyer für diejenigen Meinungen zu geben, die seiner eigenen Meinung entgegengesetzt sind, der ist reif, die eigene Meinung überzeugend zu vertreten.“
    Nach ein paar Tagen war es weg … aus welchen Gründen auch immer.

    @Frank
    Natürlich hat auch „funkloch“ recht und ja, es wurde aus einer Mücke ein Elefant gemacht, das sehe ich auch so.
    Ich hatte damals auch nicht mit so einer Entwicklung gerechnet … und nochmals ja, natürlich habe ich diese Entwicklung ein stückweit auch mit beeinflusst – ganz bewusst.
    So weit ich mich erinnere, war auch „funkloch“ damals nicht für ein Sendeverbot, das wurde von anderen – mehr oder minder gewollt – „durchgedrückt“.

    Was mich daran störte, war die Unsachlichkeit und der mangelnde Wille zur Aufarbeitung … genau das wird man mir umgekehrt wahrscheinlich auch „vorwerfen“ 😉

    @Stefan
    Hmm, naja, die „Trennung“ im April 2008 war schon im beiderseitigen Einvernehmen, wenn auch nicht ohne Reibungen.
    Ich sah’s als „Ich gehe, da ich auf so einer Basis nicht arbeiten möchte.“ und habe deshalb von mir aus gesagt, dass ich gehe. Ich sah es eher als „Loslassen“ an.
    Seitens von einigen bei coloRadio war es wohl eher ein „Winkler weg, Problem gelöst, auch gut … machen wir weiter.“
    Der Rest schwieg und war z.T. vielleicht auch froh, zum Teil auch nicht. Vielleicht war es wie bei einer Wahl – „das kleinere Übel“ ist immer noch besser als eventuelle große Veränderungen 😉

    Letztlich sind es persönliche Probleme und ich sah die in dieser Zeit als nicht lösbar an … deshalb ging ich auch lieber, um mir und anderen mehr Stress als nötig zu ersparen …

    … doch ich komme auch wieder 😉

    Und insofern werde ich sehen, wie man mich bei coloRadio aufzunehmen gedenkt, inwieweit persönliche Probleme einfach mal anders gelöst werden können usw.
    Das zwischenmenschlich mitunter eher unterkühlte Klima bei coloRadio wurde immer mal wieder angeschnitten … ich glaube da an Veränderungen, auch bei mir 😉

    Woran ich nicht mehr glaube sind Worte von Person A, B oder C. Wenn ich mit christlichen Worten sprechen würde, dann vielleicht à la „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“ oder mit Erich Kästner „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ 🙂

    In diesem Sinne … schau mer mal … Micha.

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