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Mein ökologischer Fußabdruck … okay, dann kann ich auch Auto fahren

Gemeinsam mit der Sächsischen Zeitung hat die Stadtreinigung Dresden eine Aktion gestartet, bei der man seinen „Ökologischen Fußabdruck“ bestimmen und tolle Preise gewinnen kann. Ich habe den Test bereits ausprobiert und finde ihn im Nachhinein regelrecht witzig. Bei mir kam heraus: „Dein ökologischer Fußabdruck ist 4.52 Hektar. Ein fairer Fußabdruck soll aber nur 1.8 Hektar groß sein. Denn wenn alle deinen Lebensstil haben, benötigen wir 2.51 Erden.“

Das macht mich freilich ziemlich betroffen. Aber das Problem ist, dass ich kaum Ideen habe, wie ich an meinem Lebensstil in der Hinsicht noch etwas verbessern könnte. Denn ich finde, dass ich mich eigentlich bereits relativ natur- und ressourcenschonend verhalte. Auch, wenn ich grundsätzlich nicht im Bioladen einkaufen gehe oder Ökostrom beziehe, weil ich das für Selbstbetrug halte. Aber ich lege die innerstädtischen Wege größtenteils per Fahrrad und im Winter per ÖPNV zurück. Ich kaufe nur das, was ich tatsächlich benötige und benutze es dann lange. Ich wüsste nicht, wie wir im Haushalt noch mehr Strom sparen könnten als wir es jetzt bereits tun. Ab und zu muss man einmal staubsaugen oder kochen, ich möchte gelegentlich CDs hören, fernsehen oder (wie jetzt) Dinge am Computer machen. Was kommt dabei heraus, wenn jemand, der sich bereits sparsam verhält, einen derartigen Test ablegt und dann erfährt, dass er trotzdem eine Zumutung für den Planeten ist? Er sagt sich vielleicht: Na, dann kann ich’s auch lassen. Dann kann ich z.B. ab sofort doch alle Wege im Auto zurück legen, ist ja doch bequemer als Radfahren, wenn man mal ehrlich ist.

Vielleicht hätten sich die jungen Menschen, die den Test ausgetüftelt haben, überlegen sollen, ob er nicht völlig unrealistisch ist. Denn was passiert, wenn man bei diesem Test lügt und die jeweils aller-ökologischste, noch so unsinnige Auswahl trifft? Dann entsteht ungefähr folgendes Szenario: Man wohnt in einem Mehrfamilienhaus, welches aber gleichzeitig ein Passivhaus ist (gibt es so etwas irgendwo?), man bezieht selbstverständlich Ökostrom, hat aber nur einen sehr geringen Stromverbrauch (was die Sache für die betreffenden Stromanbieter ziemlich rentabel macht), man legt keinen einzigen motorisierten Kilometer im Jahr zurück (weder beruflich noch im Urlaub) – anscheinend arbeitet man also zu Hause (bei 18°C), man schaltet dort kein einziges Gerät wie Fernseher, Radio, Telefon  oder Computer ein (ich gab eine Stunde Nutzungszeit am Tag für das Notebook an, da wird in diesem Phantasie-Haushalt das Einkommen erarbeitet), man trägt nur Second-Hand-Klamotten, wäscht diese nur selten, man duscht sich selbst auch nur so wenig wie möglich und fährt in diesem Zustand gelegentlich mit (hoffentlich gut belüfteten) öffentlichen Nahverkehrsmitteln, man kauft fast gar nichts, trennt seinen wenigen Müll, man ist Vegetarier und trinkt ausschließlich Leitungswasser.

Mit dieser Öko-XXL-Lebensweise kommt man mit diesem Test auf das Ergebnis: „Dein ökologischer Fußabdruck ist 2.13 Hektar. Ein fairer Fußabdruck soll aber nur 1.8 Hektar groß sein. Denn wenn alle deinen Lebensstil haben, benötigen wir 1.18 Erden.“

An der Stelle fand ich den Test dann wirklich lustig. Denn wenn man schon mit einer solchen – völlig unrealistischen – Extrem-Öko-Lebensweise nichts Positives erreicht, sollte man sich doch fragen, was der Quatsch soll? Oder anders betrachtet: Wenn man davon ausgeht, dass der Test tatsächlich seriös berechnet wurde, lässt es nur die Schlussfolgerung zu: Wir können uns anstrengen wie wir wollen – wir Menschen sind einfach zu viele! Die Lösung liegt nicht darin, noch ein paar weitere Stromsparlampen einzuschrauben und im Bioladen einzukaufen – nein, wir müssen etwas gegen die Überbevölkerung tun. Insofern ist es am nachhaltigsten, wenn Familien den Trend zu weniger als zwei Kindern Nachwuchs beibehalten, Rente hin oder her. Aber das wäre ein anderes Thema.


Update 2017: Ich habe den Test mit meinen realistischen Daten noch einmal gemacht. Inzwischen verbrauche ich mit der gleich gebliebenen Lebensweise angeblich schon 2.94 Erden.

Update 2018: Die Testfragen wurden geändert, man wird nun zuerst gefragt, ob man Fleisch isst. Damit bekommt man also gleich gezeigt, was am schlimmsten ist. Nach Stromverbrauch wird nicht mehr gefragt. Immerhin verbrauche ich so mit der Öko-XXL-Lebensweise nur noch 1,1 Erden (ich wohne dabei auf 20 Quadratmetern, heize nicht, fahre nur Fahrrad, bin regional einkaufender Veganer und gebe nur 100 € für Konsum, Kneipen und Unterhaltung pro Monat aus. Mit geschätzten realistischen Daten verbrauche ich immer noch 2,9 Erden.


Reaktionen dazu auf Facebook

6 Comments

  1. Mein Ergebnis: „Dein ökologischer Fußabdruck ist 5.14 Hektar. Ein fairer Fußabdruck soll aber nur 1.8 Hektar groß sein. Denn wenn alle deinen Lebensstil haben, benötigen wir 2.86 Erden.“ … Dein o. g. Fazit ist köstlich, wenn auch ein ernstes Thema. Sehr guter Artikel.

  2. Ja, ich halte das auch für ein eher ernstes Thema, auch wenn ich jetzt anscheinend auf Facebook den ins lustige abgleitenden Wettbewerb ausgelöst habe „Wer verbraucht die meisten Erden?“.

  3. Zitat http://www.footprint-deutschland.de/:

    „Für deinen Fußabdruck bist du nicht alleine verantwortlich. Deinem Fußabdruck wird auch ein kollektiver Fußabdruck zugeordnet, welcher den Ressourcenverbrauch für den Bau nationaler Infrastruktur zusammenfasst (z.B. Straßen, Krankenhäuser, öffentliche Gebäude). Durch den kollektiven Fußabdruck ist es nicht möglich, in Deutschland einen Ressourcenverbrauch zu haben, der unter den fairen 1,9 Hektar liegt.“

    Hier wäre von Seiten der BUNDjugend natürlich ein Hinweis toll, ob und wie man ggf. auf eine Verkleinerung des kollektiven Fußabdrucks einwirken kann.

  4. Kinderzahl: wenn man das gesetzlich vorschreiben will, dürfen es schon zwei Kinder sein. Nicht alle Kinder haben später selbst wieder Kinder. Die Bevölkerungszahl sinkt dann. (Ausgeblendet bleibt, ob sie „schnell genug“ sinkt, um den Planeten zu retten.)

  5. Ich habe jetzt eigentlich nicht gleich an eine gesetzlich vorgeschriebene Kinderzahl gedacht. So viel Freiheit soll schon bleiben, dass man so etwas noch selbst entscheiden darf 🙂 Ich würde so etwas eher als Empfehlung betrachten oder noch harmloser: Dass unser momentaner Trend nicht falsch ist.

  6. Alle großen Probleme der Menschheit (Umweltschutz, Lebensqualität, gesellschaftlicher Zusammenhalt, wirtschaftliche Entwicklung), – auch die Massentierhaltung aufgrund des weltweit steigenden Fleischbedarfs aufgrund der Überbevölkerung -, hängen direkt oder indirekt mit dem ungehemmten Wachstum der Weltbevölkerung, die auch die Hauptursache für sehr viele weitere Übel auf der Erde ist. So wird beispielsweise der Klimawandel durch den vermehrten CO2-Aussstoß von immer mehr Erdenbewohnern beschleunigt und wächst sich zu einer Klimakatastrophe ungeheuren Ausmaßes aus, wenn nichts wirklich Greifendes dagegen unternommen wird, die Folgen noch zu minimieren. Durch eine nachhaltige, weltweite Beschränkung der Geburtenraten könnten wir Menschen unsere Erdenheimat wieder gesünder, bewohnbarer und insgesamt friedlicher und harmonischer gestalten. Als Menschen sind wir dies uns selbst, unseren Nachkommen und der Natur schuldig, denn wir sollten die Hüter und Bewahrer der Erde und der gesamten Natur sein, und nicht die Ausbeuter und Zerstörer, als die wir uns derzeit leider (noch) entpuppen. Meiner Ansicht nach müssen wir den Mut haben, weltweite Geburtenregelungen auf den Weg zu bringen, die mit friedlichen, zwanglosen und menschenwürdigen Mitteln dazu führen, daß die Weltbevölkerungszahl auf ein gesundes Maß gebracht werden kann. Dies müsste von allen Regierungen und allen Völkern aus logischer Einsicht, Vernunft und Verantwortungsbewußtsein heraus beschlossen und umgesetzt werden, allen voran durch die Vereinten Nationen und alle Regierungen der Welt.

    Bitte unterstützen Sie daher auch die folgende Petition mit Ihrer Unterschrift: http://chn.ge/1bSmBDH

    Zitat eines Befürworters der Petition: „Die Überbevölkerung der Erde ist eine gewaltige Katastrophe und zeigt das Bild eines egoistisch denkenden Menschen, der sich keinen Deut mehr um seine Umwelt schert und die Erfüllung der eigenen Wünsche zum obersten Prinzip seines Lebens erhoben hat. Die Qualität des zukünftigen Lebens aller Menschen ist untrennbar verbunden mit dem Zustand der Natur. Die ungehemmte Plünderung, Ausbeutung und damit einhergehende Zerstörung, Verwüstung und Vergiftung des Erdreichs, der Luft und des Wassers, ausgelöst durch den gewaltigen Bedarf an Nahrungsmitteln und Gütern aller Art einer immer noch explosionsartig wachsenden Bevölkerung, stellt die Menschen vor unlösbare Probleme. Überbevölkerung ist kein Unwort, sondern die genaue Bezeichnung für eine nicht mehr von der Natur verkraftbare Anzahl von Menschen, hervorgerufen durch vernunftloses und verantwortungsloses Zeugen von Kindern. In jedem Land sollten nur so viele Menschen Leben, wie dieses aus eigener Kraft auch ernähren kann. Daneben müssen auch Fauna und Flora genügend Raum zur Entfaltung haben, um ihre lebenswichtigen Funktionen in einem gut funktionierenden Ökosystem erfüllen zu können. Daraus wird ersichtlich, dass sozusagen sämtliche Länder der Erde überbevölkert sind und etwas dagegen tun müssten. Die Eindämmung der Überbevölkerung bedeutet nicht, dass irgendwelche Menschen weg müssen und hat auch nichts mit Rassismus zu tun, sondern sie fordert vom Menschen, gleich welcher Hautfarbe, dass mit aller Kraft eine vernünftige Geburtenregelung angestrebt und durchgeführt werde.“

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