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Ego-Shooter „1378 (Kilometer)“ unbedenklich!

(Vorsicht, Satire!)

Momentan laufen ja große Diskussionen zu diesem letzte Woche freigegebenen Online-Spiel, bei dem man an der Deutschen Grenze Flüchtlinge abknallen kann – leider nicht mehr als drei auf einmal. Diese völlig realistische Darstellung der Abläufe an der innerdeutschen Grenze begründet der Entwickler Jens M. Stober mit pädagogischen Ansätzen: „Es soll dazu dienen, einer jungen Generation mit Hilfe ihres Leitmediums interaktiven Zugang zur jüngsten deutschen Geschichte zu ermöglichen.“ (1) und auch die HfG Karlsruhe erklärt: „Der Irrsinn der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wird so leicht nachvollziehbar vermittelt, da er direkt in der Ich-Perspektive nachempfunden werden kann“ (2). Ganz klar – die Kids werden nun nicht mehr wie gewohnt einfach so ballern, sondern bei jedem Schuss etwas über die deutsche Geschichte lernen. Auch viele andere PC-Spiele verfolgen primär solche pädagogischen Ziele: Beispielsweise möchte „Bioshock“ bekanntlich Aspekte des Unterwasserlebens und die Gefahren der Gentechnik vermitteln, während in „World of Warcraft“ Dinge wie Freundschaft und Teamgeist angepriesen werden.

Es ist ja bei dieser aktuellen künstlichen Aufregung auch nicht nachvollziehbar, warum ein und dasselbe Spielprinzip akzeptabel ist, solange es in Phantasiewelten spielt und warum es plötzlich zum Problem wird, sobald ein bekanntes Szenario verwendet wird. Aber warum an der innerdeutschen Grenze Halt machen, wenn es um pädagogische Vermittlung von Geschichte mittels Computerspielen geht? Warum keinen Ego-Shooter „Flucht aus Buchenwald“ programmieren? Wenn das Eine geht, darf es für das Andere kein Denkverbot geben.

Aber alle Kritiker scheinen bei Jens M. Stober ohnehin einen entscheidenden Satz überlesen zu haben: „…so ist es auch bei meinem Kunstprojekt.“ Nochmal von mir: Das ist ein Kunstprojekt! Damit outen sich alle Kritiker als Banausen. Kunst darf alles. Das Spiel könnte man so also auch bedenkenlos ab 6 Jahren freigeben.


Nachtrag 2021: Auf der aktualisierten Website Seite steht: „Wenn ein Grenzsoldat den Schießbefehl ausführt wird er umgehend in die Zukunft vor einem Mauerschützenprozess teleportiert und ist aus dem Spiel“. 1378(km) sei deshalb ein Anti-Ballerspiel” das zum Denken anstößt, das Verhalten eines schießwütigen Ballerspiele-Spielers mit moralischen Konsequenzen konfrontiert und einer jüngeren Zielgruppe Zugang zur jüngeren deutschen Geschichte eröffnen möchte“.  Wie man im Internetarchiv WayBackMachine sehen kann, stand das im Dezember 2010 so noch nicht in der Beschreibung.

Quellen:

1 – Online-Spiel, bei dem man an der Deutschen Grenze Flüchtlinge abknallen kann
2 – Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe zur 1378(km)-Premiere

3 Comments

  1. Daß Sie diesen Vollpfosten und seine Hochschule kritisieren, kann ich nur gut finden.
    Um so befremdlicher für mich, daß Sie an anderer Stelle die gleiche Problematik nicht weiter kommentarwürdig fanden:
    Mauertote und S-BahnSurfer

  2. 1. Muss ich nicht permanent alles kommentieren

    2. Habe ich doch damals ausdrücklich geschrieben, dass ich den Vergleich von Mauertoten mit S-Bahnsurfern bekloppt genug fand, um ihn nicht weiter kommentieren zu müssen. Sie haben doch damals gemeint, H.M. Broder sei bei den von ihm interviewten Stasi-Offizieren etwas sprachlos gewesen. So ging es mir beim Ansehen dieser Szene auch. Das sprach für sich selbst. Warum soll ich nun plötzlich Broders Arbeit übernehmen und das kommentieren? Außerdem ist das gar nicht die gleiche Problematik. Bei der „Deutschland-Safari“ ging es um bornierte alte Männer, die sich die Vergangenheit schön logen. Hier geht es um ein banales Ballerspiel, bei dem sich der Entwickler hinter den peinlichen Schutzbehauptungen versteckt, es sei a) Kunst und b) sogar noch pädagogisch.

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