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Keine Blogvorstellung: „Quo vadis, Dresden?“

Da ich heute noch, statt per Mail zu antworten, einen (letzen ?) Kommentar dort einfüge, der sowieso gleich wieder gelöscht wird, hier die Kopie. (Man will ja nicht alles umsonst getippt haben).

Lieber „Eduard“,

vielleicht hat es Ihnen noch niemand erklärt, deshalb helfe ich gern aus: Es ist in der Bloggerszene absolut unüblich, sich gegenseitig ständig willkürlich die Kommentare zu streichen oder zu kürzen und das dann in privaten E-Mails langatmig zu erklären. Kurz gesagt: Vor allem Letzteres nervt! Ihre heutige habe ich gar nicht erst durchgelesen. Dazu kommt noch: In Foren und Blogs ist es zwar normal, dass man sich gelegentlich mit Leuten schreibt, die verkürzte oder Fantasienamen verwenden, aber ich weigere mich, einen persönlichen Mail-Verkehr mit jemandem zu betreiben, der sich „Eduard Zetera“ nennt. Mit einer „Anna Konda“ und dem Bruder von „Dieter Silie“ würde ich es genauso halten. Deshalb landet Post von Ihnen ab sofort im Spamfilter.

In Ihren Texten geht es ja immer sehr feingeistig zu – ist es Ihnen da noch nie aufgefallen, dass es eine absolute Überheblichkeit darstellt, anderen erwachsenen (!) Menschen vorschreiben zu wollen, wie man korrekt zu diskutieren habe? Sehen Sie sich einfach mal in anderen Dresdner Blogs um – da geht es deutlich freier zu! Sie werden nirgends in den Kommentaren Bemerkungen finden wie „off topic – gelöscht, Admin“. In seltenen Fällen wird einmal ein Kommentar gelöscht, weil er rassistisch war oder weil er nur Werbung enthielt, aber ansonsten ist so etwas unüblich. Bei Ihnen läuft es immer auf das simple Prinzip hinaus: Alles, was unserer Meinung nicht entspricht, wird nicht geduldet. Linientreue ist angesagt. Das Prinzip kenne ich irgendwoher. Ein paar Alibi-Anti-Kommentare ohne näher begründende Argumentation rutschen gelegentlich noch durchs Raster. Da sollten Sie sich vielleicht ausgerechnet an Ihrer Hass-Figur Lohmeyer eine Scheibe abschneiden: Als er in seinem Blog einen etwas überschäumenden (und später geänderten) Text zum Thema „Minarettverbot“ oder zur Hotelmehrwertsteuersenkungs-Geschichte veröffentlichte, gab es auch jede Menge Kritik. Unter anderem auch von mir. Lohmeyer hatte aber immerhin so viel Stil, auch kritische Kommentare uneditiert zu akzeptieren.

Da ich selbst anscheinend derjenige war, der die Aktivierung der Kommentarfunktion bei Ihnen auslöste (1. , 2., 3.), mache ich nun den Gegenvorschlag: Schalten Sie sie besser wieder aus! Sich erst „Forum für Stadtentwicklung“ zu nennen und „Kommentare erwünscht“ zu titeln, von denen dann aber die Hälfte der Zensur zum Opfer fällt – auch da werden Erinnerungen wach – das ist ein Widerspruch in sich. Zumindest ist es aber Leserverarschung. Entschuldigung, wenn dieses Wort nicht ausreichend durchgeistigt war.

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Auslöser Herrn Zeteras letzter Mail war übrigens: Ich hatte mir gewagt, einen Text, in dem die aktuelle Aktion der GÜNEN LIGA gelobt wurde, folgendermaßen zu kommentieren:

„Man liest ja als Begründung für die angekündigte Klage

(Dresden) vergaß, Flächen im Uferbereich, in denen geschützte Pflanzen und Tiere leben, bei der Landesdirektion zu melden (DNN)

weshalb erforderlich sei, zu klären

wie das Leben im Uferschlamm erhalten wird, der ausgebaggert wird – wie er also fachgerecht gelagert und dann wieder an den Ursprungsort zurückgebracht wird (SZ)

Deshalb nur eine ganz kurze Anfrage: Welche ganz konkreten geschützten Tierarten leben denn in diesem Uferschlamm?“

Eine einfache Frage. Die nicht erschien. Dass die GRÜNE LIGA sie nicht hätte beantworten können, ist eine andere Geschichte. Aber dass unsere Welterben bei einer derart harmlosen Frage (die nicht off topic ist) schon wieder blockieren, zeigt nur: Was müssen das für Mimosen sein!

8 Comments

  1. Ich finde nach dem Überfliegen einiger Beiträge, dass der Name »Eduard Zetera« sehr gut passt 😉

    Das musste jetzt raus, obwohl ich mit den Betreibern der Seite durchaus einige Ansichten gemeinsam habe.

    Aber im Ton und in der Polemik sind sich die damaligen Kontrahenten so ähnlich geworden, dass es schon schmerzt. Auf der einen Seite ist das Triumphgeschrei der Befürworter unerträglich — angesichts des Ergebnisses. Auf der anderen Seite nimmt die Legendenbildung groteske Züge an. Und die Seite »Quo vadis, Dresden?« begrüßt einen Gast mit:

    Aber der Umstand, dass Sie hier vorbeischauen, zeigt, dass Sie auf dem richtigen Weg sind.

    Dazu fällt mir nur noch ein: Der Eduard zetert und die Karawane zieht weiter … 😉

    Man sieht es jeden Tag deutlicher: die Waldschlößchenbrücke ist ein Mahnmal des Politikversagens. Der Streit um die Brücke hat die Demokratie in der Stadt geschädigt. »Quo vadis?« würde für mich bedeuten: wie kommt man als Bürgerschaft aus dieser Situation wieder heraus? Und nicht: wie kann ich meinen ehemaligen Kontrahenten am wirksamsten von hinten in die Beine treten?

  2. Der Streit um die Brücke hat die Demokratie in der Stadt geschädigt.

    Naja, zum „Demokratie schädigen“ muss vorher zunächst erst einmal eine funktionierende gegeben sein. Das Brückenthema kam ja unmittelbar, nachdem die Demokratie bei uns gerade erst Einzug gehalten hatte. Anscheinend dachten damals zu viele Beteiligte: Demokratie funktioniert so, dass ich strikt und dauerhaft gegen eine Sache sein muss, wenn CDU/FDP dafür sind (und ich kein CDU/FDP-Wähler bin). Bei der Siemens-Ansiedlung in der Heide war ja später genau das gleiche Prinzip (also das spätere Infineon/Qimonda): CDU dafür, also war man als Oppositionswähler dagegen. Ich gebe zu, dass ich bei beiden Themen zu Beginn selbst genauso gedacht habe (allerdings nicht dauerhaft, denn es gibt ja stets auch echte Argumente pro und kontra).

    Diese Vermutung erklärt aber nicht, warum manche PRO- und Kontra-Verbohrtheiten bis heute anhalten (egal, welche Betrachtungsrichtung man nimmt). Denn wichtig wäre ja, dass man versucht, immer noch einmal alles zu überdenken und dass man das vor allem unabhängig von diesem unproduktiven Parteiengezänk macht.

  3. Diese Vermutung erklärt aber nicht, warum manche PRO- und Kontra-Verbohrtheiten bis heute anhalten (egal, welche Betrachtungsrichtung man nimmt). Denn wichtig wäre ja, dass man versucht, immer noch einmal alles zu überdenken und dass man das vor allem unabhängig von diesem unproduktiven Parteiengezänk macht.

    Gut auf den Punkt gebracht, Frank.

    Ich finde, dass es in dieser Stadt sehr viel Schwarz-Weiß-Denken gibt … und im Stadtrat eben häufig anhand der Parteifarbe (Schwarz & Weiß wechseln da je nach Thema), im Nachteil sind dabei alle, die mehr als eine Argumentation teilweise nachvollziehen können. Kurzum: Konsens is‘ nicht. Es siegt der, der mehr Stimmen hat … ergo: CDU und FDP momentan. Das kann man dann wieder gut instrumentalisieren usw. usf. … das Spiel kann man ewig treiben.

    Tja, offenbar verwechseln viele eben geistige Stabilität und Geradlinigkeit mit Starrheit und Sturheit 😉

  4. Hoppla der erste Teil des vorh. Kommentars war als Zitat von einem Kommentar gedacht, doch … scheint nicht zu gehen hier …

  5. Nachtrag (gestern vergessen): Die Wortähnlichkeit zwischen „Zetera“ und „zetern“ ist mir bisher gar nicht aufgefallen. Da hätte ich eine schöne Bemerkung daraus basteln können. Naja, nun wäre es nicht mehr von mir und damit nur noch ein Plagiat … Schade! 8)

  6. Also, ich habe mir angewöhnt, dies in allen blogs mit dem html-tag „blockquote“ zu machen – das funktioniert auch hier:

    … Zitat von einem Kommentar …

    Ich korrigiere es oben mal.

  7. Und nun noch zum Inhalt (ich muss die Schreiberei heute bissel in die Hausarbeit eintakten):

    Erstaunlich ist auch, dass sich Gräben, die sich einmal anhand dieses Themas „Brücke“ in der Dresdner Bevölkerung gebildet hatten, bei späteren Themen nahezu unverändert wiederfanden. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass sich Vertreter der Pro/Kontra-Brücke-Fraktionen u.a. beim Neumarkt-Thema oder bei der Kulturpalast-Sanierung genauso wieder verteilt fanden. Logisch ist das nicht, denn eigentlich müssten bei neuen Streitthemen auch völlig neue Bewertungskriterien diskutiert werden.

    Ich habe dazu kürzlich einen interessanten Satz gelesen, der das irgendwie alles erklärt: „Menschen pflegen spontan Position zu beziehen und erst dann nach passenden Argumenten zu suchen.“ Der Satz stammt aus einem meines Erachtens lesenswerten und etwas neutral gehaltenem Artikel zum Thema „Stuttgart 21“:
    NZZ online: Täglich Schwabenstreiche

  8. Ja, das Emotionale ist bei vielen stärker als das Rationale. „Ich mag keine Autos, weil die stinken und Lärm machen“ zieht nicht so sehr wie „Menschen wollen von A nach B, möglichst ohne große Umwege … und wir haben Fördermittel“. Die Brückenbefürworter begreifen auch bei PR-Sprüchen wie „Fördermittel nur für die Brücke, nicht für Schulbücher, nicht für Kultur …“ gar nicht, dass man auch mal fragen könnte „He, warum denn eigentlich nicht für Schulbücher und Kultur?“ 🙂

    Und wenn’s dann noch um Geschmacksfragen geht, wie ist die Brücke hässlich/schön oder nicht, dann driftet’s meist ganz ab. Da fehlt dann sicher oft nicht viel und man wird ganz persönlich …

    Tja, Basisdemokratie will auch erlernt werden … und ansonsten sind Politiker meist genauso „stinknormal“ wie der Nachbar von nebenan, spätestens nach zweimal Wahlkampf 😉

    Achja, und natürlich gibt es keinen Fraktionszwang, das heißt ja netterweise Fraktionsdisziplin 🙂 … jeder, der in der Schule und erst recht beim Militär war, weiß, was man mit Disziplin meint 😉

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