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Aquaterrarium, Selbstbau

Bei der Haltung von Molchen und einigen Salamanderarten hat man das Problem, dass diese Tiere sich sowohl im Wasser als auch an Land aufhalten. Man kann das teilweise umgehen, indem man die Tiere im Frühjahr rein aquatisch und nach der Fortpflanzungszeit nur noch terrestrisch hält. Einige Arten lassen sich auch an dauerhafte Wasserhaltung gewöhnen. Das hat u.a. den Vorteil der einfacheren Fütterung und den, dass man die Tiere öfter sieht. Wer aber Wert auf eine – soweit zu Hause überhaupt möglich – natürliche Haltung legt, wird sich eher Gedanken über ein Aquaterrarium machen, also über ein Becken mit Wasser- und Landteil. Auch wenn man Molche an Land seltener sieht, da sie dort sehr versteckt leben, kann ihre Haltung auf diese Weise sehr interessant sein.

Landteile im Aquaterrarium

Grundsätzlich falsch wäre es, den Tieren in einem Aquarium nur eine schwimmende Korkinsel o.ä. anzubieten. So etwas reicht zwar für Tiere, die erfahrungsgemäß nur sehr selten aus dem Wasser kommen (typ. Feuerbauchmolch), aber alle anderen Arten benötigen einen Landteil, der nicht ständig nass ist. Die Tiere müssen die Möglichkeit haben, auch nahezu trockene Stellen aufsuchen zu können. Stauende Nässe darf nicht auftreten. Wenn genug Platz vorhanden ist, kann man eine sogenannte „Salamandertreppe“ einrichten. Diese besteht aus übereinanderliegenden Platten (z.B. Schiefer oder Rinde), die als Versteckplätze dienen. Da die Feuchtigkeit hier von unten nach oben abnimmt, kann sich jedes Tier seine individuell bevorzugte Feuchtigkeitszone aussuchen.

Bild 1: Schema einer „Salamandertreppe“

Unten im Landteil sollte sich eine Drainageschicht befinden (Kies, Tonkörner). Gute Erfahrungen für die obere Schicht habe ich mit gepressten Torfplatten gemacht. Solange diese nicht nass werden (quellen sonst auf!), ergibt sich hier bald durch die allgemeine Luftfeuchtigkeit auf der Oberfläche eine für die Tiere ausreichende Grundfeuchte, die allerdings von mehreren Faktoren abhängt (Bodenabdeckung mit Verstecken, Verdunstung durch Außenwärme, Besprühung). Ebenfalls gut geeignet für die obere Bodengrundschicht ist Lehm. Dieser kann gut Feuchtigkeit speichern. Wenn man ihn glatt drückt, können sich Futtertiere schlecht darin verkriechen. Gegenüber Erde und anderen losen Substraten hat eine glatte Lehmschicht (genau wie die Torfplatte) auch den Vorteil, dass am Körper der Amphibien nicht ständig Erd- oder sonstige Krümel kleben bleiben. Nachtrag 2011: Bei größeren Bodenflächen kann man beides kombinieren: Ein Abschnitt mit fester Lehmfläche, ein anderer mit lockerem Substrat zum Verkriechen. Für letzteres eignet sich auch gut mäßig feuchter Holzmulm.

Bild 2: Aquaterrarium für Bergmolche, mit einfacher Trennscheibe zwischen Land- und Wasserteil. Bodengrund aus Torfplatte und abgedeckter Drainage.

Wichtig bei Landteilen ist die Vermeidung von Nässebrücken: Durch ins Wasser hängende Pflanzenteile, Äste, Steine o.ä. kann durch Kapillarwirkung Wasser in den Landteil überlaufen. Die so übertragbare Wassermenge sollte man nicht unterschätzen! Um eventuell sich in der Drainage sammelndes Bodenwasser „automatisch abzusaugen“, kann man eine Pflanze im Blumentopf so einsetzen:

Bild 3: Wasserentzug aus Drainage durch Pflanzen

Die Wurzeln wachsen nach einiger Zeit unten aus dem Topf und verbrauchen so das dort befindliche Wasser. Falls sich in der Drainage kein Wasser sammelt, ist das übrigens kein Problem für die so eingefügte Bepflanzung. Bei mir habe ich die Pflanzen kaum zusätzlich gegossen, ihnen reichte die Luftfeuchtigkeit.

Beckenplanung, Glaszuschnitt

Meine beiden neuen Becken sollten diese Form haben:

Bild 4: Beckenform

Die Öffnung erfolgt an der Vorderseite (im Bild links), wofür die obere Scheibe heruntergeklappt wird. Die schräge Anordnung der Öffnung hat folgende Vorteile:

  • Die Scheibe schließt allein durch die Schwerkraft. Es werden also keine weiteren Schließmechanismen wie Magnete benötigt.
  • Man kann Wasser und Bodengrund besser einfüllen als bei einer rechteckigen Seitenform:
Bild 5: Vorteil einer schrägen Öffnung beim Einfüllen von Wasser oder Bodensubstrat

Das anscheinend etwas geringere Beckenvolumen ist nebensächlich, weil man den Raum vorn oben sowieso nicht für Inneneinrichtung verwendet.

Da die wenigsten von uns die Erfahrung und die Möglichkeit haben dürften, Scheiben selbst zu schneiden, gehe ich davon aus, dass dies von einem Glaser ausgeführt wird. Wichtig sind korrekt berechnete Maße der Scheiben.

Bild 6: Scheibenlängen

Wichtig ist, die Dicke der Klebefuge mit zu berücksichtigen. Für zwei Fugen muss jeweils 1 mm abgezogen werden. Im oben gezeigten Beispiel bedeutet das für die zwischen Vorder- und Rückscheibe eingesetzten Seitenscheiben bei einer Länge der Bodenscheibe von 400 mm und Glasstärken der Vorder- und Rückscheiben von je 4 mm:

Länge Seitenscheibe = 400 mm – (2x 4 mm) -1 mm = 391 m

Dem ausführenden Glaser sollte erklärt werden, dass die mm-Angaben keine ungefähren, sondern exakt einzuhaltende Werte sind. Die geschnittenen Scheiben müssen nicht geschliffen werden, es reicht ein sogenanntes „Entgraten“. Lediglich Kanten, die später weiter zugänglich (unverklebt) sind, sollten auf scharfe Kanten geprüft und ggf. mit einem feinkörnigen Schleifstein verbessert werden.

Die Glasdicke ist abhängig von den daran auftretenden Kräften. Für die obere Vorderscheibe reicht Fensterglasstärke (3mm). Wenn auf die Deckscheibe keine Lasten (z.B. Leuchten) gestellt werden, kann diese ebenfalls diese Stärke besitzen. Unsinnig dicke Scheiben erhöhen das Gewicht des Beckens deutlich. Für die Bodenplatte sollten 5 mm Stärke verwendet werden oder mehr. Die Dicke der umgebenden Seiten-, Vorder- und Rückscheiben hängt ausschließlich von der Höhe des Wasserstandes ab und nicht von Beckenlänge und –tiefe (1). Eine Quelle für die Bestimmung der Glasstärken findet man hier (2). Wenn die geplante Wasserstandshöhe etwa 10 cm nicht übersteigt, reichen für die senkrechten Scheiben auch 3mm Glasstärke.

Beckenplanung, Landteil

Bei der konkreten Ausführung des Landteils kann man sich zwischen fest eingebauten und entnehmbaren entscheiden. Die erste Variante ist technisch einfacher umsetzbar und besteht typischerweise nur aus einer fest eingeklebten Glasscheibe  zur Abtrennung zwischen Wasser und Land (siehe Bild 2). Der Nachteil ist, dass die Verwendung des Beckens damit recht eingeschränkt ist. Bei einem entnehmbaren Landteil kann man die Beckeneinrichtung an jahreszeitliche Unterschiede anpassen oder auch den Tierbesatz wechseln (rein aquatisch/terrestrisch). Das könnte z.B. während der Larvenaufzucht (aquatisch) und der Jungtieraufzucht (terrestrisch) eine Rolle spielen.

Ein fest eingebauter Landteil als senkrechte Scheibe hätte bei meiner geplanten Becken-Ausführung zu viel Platz im Wasserteil verschwendet. Eine schräg stehende Scheibe wäre eine Alternative gewesen. Allerdings sind spitz zulaufende Winkel immer ungünstig für Reinigungen und damit ein potentieller Ort für dauerhafte Verschmutzungen und Fäulnisquellen. Ich entschied mich für die Ausführung des Landteils als flache Glasschale:

Bild 7: Landteil, entnehmbar

Möglich wäre, dies mit nur 2 fest eingeklebten Scheiben zu realisieren. Das würde aber den Nachteil haben, dass die Unterseite des Landteils für Reinigungen schwer erreichbar wäre. Auch die Beckenverwendbarkeit wäre einschränkt (festgelegter Wasserstand, ungünstig für Einsatz als Terrarium). Deshalb wurden die Landteile bei mir als entnehmbares Innenbecken ausgeführt. Zur Fixierung könnte man an den Seiten flache Glasstreifen o.ä. ankleben. Alternativ können auch ausreichend stabile Untersätze darunter gestellt werden (z.B. je nach Wasserhöhe Hohlziegel oder Blumentöpfe).

Sinnvoll ist, die Wasserhöhe nicht mit dem Landteil abschließend, sondern niedriger zu lassen, damit die Tiere auch unter dem Landteil Luft holen können. Als Ausstiegsmöglichkeit kann mit Schaumpolystyrol eine passende Form angeklebt werden.

Bild 8: Ausstieg

Um dieser ein natürliches Aussehen zu geben, wird sie mit einem geeigneten Bindemittel (z.B. Zementmörtel) bestrichen und mit Sand bestreut:

Um Verletzungsgefahren bei den Tieren zu vermeiden, sollten die überquerbaren Scheiben an den Oberkanten ausreichend geschliffen sein. Beckenmontage, benötigte Werkzeuge und Materialien

  • Kleber: Aquariensilikon. Ich empfehle, lieber die etwas größeren Mengen zu nehmen, die man als Kartusche kaufen kann. Eine solche lässt sich (natürlich nur mit einer Kartuschenpresse) viel bequemer und gleichmäßiger auspressen.
  • Metallschaber zum Entfernen von Silikonresten. Ungünstig sind Rasierklingen, da man sich mit diesen ständig in die eigenen Finger schneidet (eigene frühere Erfahrungen!)
Bild 10: Metallschaber
  • Glasreiniger zur Säuberung der Scheiben vor dem Kleberauftrag. Zur Sicherheit können die Klebestellen noch mit Methanol oder Äthanol gereinigt werden.
  • Klebeband (Tesafilm o.ä.) zu Fixierung der Scheiben
  • Lappen oder Küchenpapier zur schnellen Reinigung der Hände von Kleberresten
  • Scharniere und Zahnstocher: Für die spätere Montage der oberen Vorderscheibe
  • zusätzlich sollte ein Helfer (zum Halten der ersten Seitenscheibe) verfügbar sein

Wichtig: Alle benötigten Dinge (auch die zunächst verwendeten Scheiben) sollten sich in Griffweite befinden. Es ist ungünstig, wenn man etwas suchen muss und in der Zeit die ersten verklebten Scheiben auseinander zu rutschen beginnen …

Beckenmontage, Arbeitsschritte

Klebestreifen an den Glasscheiben anbringen, so dass jede entstehende Kante später an 2 Stellen damit gegen ein Verrutschen der Scheiben fixiert werden kann. Bei schnell antrocknenden Klebestreifen sollte das erst nach Auftrag des Silikons geschehen.

Bild 11: angebrachter Tesafilm-Streifen

Auftrag des Aquariensilikons. Dieser sollte vorher eine Weile der Raumtemperatur ausgesetzt sein, um leichter auspressbar zu sein (Lagerung ansonsten kühl!). Beim Auftrag einer Bahn versuchen, diese durchgängig, ohne Absetzen zu ziehen. Da bereits das Auspressen einer 30 cm langen Bahn für die Hand sehr kräftezehrend werden kann, ist das einfacher gesagt als auch durchgeführt. Durch die Anstrengung beginnt man schnell, mit der Hand zu zittern. Damit dies nicht zu verwackelten Kleberbahnen führt, sollte die Düse nicht direkt auf Glas aufsetzt, sondern einige cm darüber gehalten werden. So kann man trotz unruhiger Hand eine saubere Kleberbahn erzeugen.

Bild 12: Kleber auftragen

Wenn alle Bahnen gezogen sind, sollte man nun seinen Helfer holen. Reihenfolge der Montage:

1. Rückscheibe hinten aufsetzen, dabei leicht nach hinten gekippt halten. Der Helfer sollte diese nun so halten. Man sollte ihn darauf hin weisen, dass sie unten auf der Bodenplatte nicht verrutschen darf!

2. Seitenscheibe links unten aufsetzen. Helfer diese ebenfalls halten lassen.

3. Seitenscheibe rechts aufsetzen

4. Rückscheibe in senkrechte Position oben andrücken

5. (untere) Vorderscheibe leicht schräg gehalten unten aufsetzen,

6. und oben andrücken

Bild 13: Reihenfolge Scheibenmontage

7. Prüfen, ob Vorder- und Rückscheibe überall (oben und unten) richtig angepresst sind

8. Prüfen, ob alle Scheiben an den Kanten mit den jeweils dort anschließenden anderen Scheiben bündig abschließen

9. Klebestreifen verkleben

Bild 14: Verklebter Tesa-Film

Wenn der Kleber nach wenigstens 1 h schon etwas ausgehärtet ist, kann man das Becken auf die Güte der Klebefugen untersuchen. Wo Lücken oder mögliche Problemstellen zu sehen sind,

Bild 15: Fehlerhafte Stelle

sollte man von innen noch einen Streifen Silikon in die Kante drücken. Diesen streicht man mit einem Schraubenzieher glatt, um eine ebene Oberfläche zu erhalten. Wenn der Kleber dann richtig ausgehärtet ist, werden die Klebestreifen entfernt und mit dem Metallschaber die überstehenden Klebereste abgeschnitten. Dann (man sollte hier wirklich Geduld haben und die Aktion auf den nächsten Tag legen) wird das Becken auf Wasserdichtheit geprüft. Man füllt am besten zuerst nur wenig Wasser ein (damit man nicht gleich mehrere Eimer aufwischen muss).

Bild 16: Wasser einfüllen, Dichtheitsprüfung

Wenn alles in Ordnung ist, erhöht man den Wasserstand bis zur Maximalhöhe. Das Wasser sollte sicherheitshalber eine Stunde eingefüllt bleiben, um alle Fehler auszuschließen. Sollte irgendwo Wasser austreten, ist dies kein Problem. Diese Stelle kann man – wie bereits beschrieben – mit einem von innen in die Kante gedrückten Silikonstreifen reparieren. Sollten tatsächlich sehr viele undichte Stellen vorhanden sein, ist das auch kein Problem: Man kann das gesamte Becken auch wieder auseinandernehmen, indem man die Klebefugen wieder aufschneidet. Dafür benötigt man allerdings doch eine Rasierklinge.

Abschließend werden Deckscheibe, Lüftungsgaze und Vorderscheibe montiert.

Bild 17: eingeklebte Gaze

Dies sollte erst nach dem Dichte-Test erfolgen, damit man bei eventuellen Reparaturen besser an die betreffenden Innenstellen heran kommt. Die Vorderscheibe wird mit handelsüblichen (nichtrostenden!) Metallscharnieren angeklebt, wofür ebenfalls das Aquariensilikon verwendet werden kann. Die beiden Vorderscheiben sollten nicht direkt aufeinander aufsitzen (Splittergefahr!), weshalb bei der Montage ein kleiner Abstand zwischen ihnen erzeugt werden sollte (hier mit Zahnstochern umgesetzt):

Bild 18: Montage der abklappbarenFrontscheibe

Abschließend säubert man das Becken noch von den letzten verbliebenen Kleberresten. Und so sieht es dann fertig aus:

Links sind Marmormolche untergebracht, rechts junge Feuersalamander (mehr zur Haltung von Salamandern gibt es hier).

Nachtrag, Feb. 2011: Hier noch ein Vergleich der Beckennutzung mit und ohne Wasser:

Terrarium für Marmormolche

Als Bodengrund verwendete ich hier nur Holzmulm mit aufgelegten Rindenstücken. Da die Tiere keine Beleuchtung* benötigen und die Tiere hier auch ihre Winterruhe durchführten, wurden hier keine Pflanzen mit eingesetzt. (*Beleuchtung stammt hier vom Blitzlicht)

Baugleiches Becken als Aquaterrarium für Bergmolche

Baugleiches Becken als Aquaterrarium. Die Beleuchtung erfolgt übrigens nur mit LEDs (2 Stück, 3W). (Die Pflanze im Hintergrund sieht momentan leider noch etwas unschön aus, wird sich aber bestimmt bald erholen 😉 )

Links
(1) Hydrostatischer Druck
(2) Glasstärkenermittlung für Aquarien