Saisoneröffnungen

Auch wenn ich normalerweise nicht dazu neige, mich übers Wetter zu beschweren, bin ich doch ziemlich froh, dass es nun endlich einmal etwas wärmer wird. Das bedeutet, dass ich nun bald nicht mehr im muffigen Zimmer (hier müsste wirklich einmal jemand lüften!) herumsitzen muss, wenn ich diese Blog-Texte entwerfe. Nein – bald ist auch dafür Saisoneröffnung und dann sitze ich wieder auf dem Balkon beim fresh-air-blogging. Saisoneröffnung für Inlineskaten war bereits letzte Woche und ebenfalls begonnen hat nun die Zeit, in ich mich wieder auf Amphibiensuche begeben kann. Das hier ist der erste Feuersalamander, den ich dieses Jahr gesehen habe:
Leider ist er ein wenig verschwommen zu sehen. Warum kriecht er auch so weit in den Bach? In der Literatur steht doch ausdrücklich, dass Salamis (wie sie in Fachkreisen liebevoll genannt werden) durchaus ertrinken können, wenn sie in die Strömung geraten. Sicherheitsbewußter war der hier:

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Leider ist er ein wenig verschwommen zu sehen. Warum kriecht er auch so weit in den Bach? In der Literatur steht doch ausdrücklich, dass Salamis (wie sie in Fachkreisen liebevoll genannt werden) durchaus ertrinken können, wenn sie in die Strömung geraten. Sicherheitsbewußter war der hier:

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Nun sind also beide im Internet zu sehen … Leider werden sie nie etwas davon erfahren, dass sie „im Netz“ sind. Bei der Gelegenheit: Übrigens erfahren diese Tiere auch nie, was für eine interessante Rückenzeichnung sie besitzen, denn sie können ihren Rücken nicht sehen. Und selbst wenn sie es sehen könnten, würde es ihnen nichts bringen, da sie über kein Ich-Bewusstsein verfügen. Sie könnten schließlich erst in diesem Fall etwas mit ihrem eigenen Anblick anfangen. Hätten Salamander, wenn sie Eigenintelligenz und dann logischerweise auch Internet besäßen, auch so etwas wie SalamiVZ? Würden sie bloggen? Ich merke gerade, dass dies unheimlich viel Raum für philosophische Gedankenspiele ergibt. Ich muss dann gleich noch Peter Sloterdijk eine Mail schreiben.

Schon letzte Woche, als die allerersten Sonnenstrahlen eintrafen, konnte man draußen die Grasfrösche beobachten. Die sind ja sowieso immer die ersten im Wasser. Hier ein Männchen beim Rufen:

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Grasfrösche quaken nicht, bei ihnen hört sich das mehr wie ein tiefes Knurren an. Man sieht hier durch die Wellen sehr gut, wie er ruft. Man sieht, wie er ruft … das ist auch schon wieder etwas für Philosophen.

Deshalb zurück zum Thema: Ebenfalls eröffnet haben wir die Wandersaison. Als wir am Sonnabend in der Sächsischen Schweiz in den Stufen der Zwillingsstiege hingen, erinnerte mich das daran, was beruflich für dieses Jahr angesetzt wurde: Eine (wie nannte sich das?) … gemeinschaftsbildende Maßnahme oder so ähnlich. Also mal gemeinsam wandern gehen oder wenigstens zusammen in die Kneipe oder so. Bin ja gespannt, ob es dieses Jahr etwas wird. Andere Leute machen das mit Kollegen einfach so, wir planen das immer sehr ausführlich. Lange hatten wir zum Beispiel die schöne Tradition, jedes Jahr eine Fahrradtour zu planen. Genauer gesagt, habe ich das immer geplant. Zweimal wurde es sogar in die Praxis umgesetzt. Die letzte Planung verlief so, dass ich in den beiden Tagen vor dem lange angesetzten und immer wieder besprochenen Termin hörte: „Ach – war das wirklich ernst gemeint?“ und „ja, ich habe mich zwar mit eingetragen aber ich besitze eigentlich gar kein Fahrrad“ – seitdem habe ich es gelassen. Letzte Woche erzählte mir Nicole, sie hätte sich ein neues Rad gekauft, worauf mir herausrutschte, man könne ja mal … aber Sekunden später schaltete ich auf Realitätssinn zurück. Wird sowieso nichts. Warum dann also erst darüber reden?

Ja, aber eine Tour durch die Schweiz könnte ich spaßeshalber vorschlagen. Damit es nicht so langweilig wird, bauen wir einige Stiegen mit in den Weg ein: Zum Start die Zwillingsstiege. Dort scheiden schon einmal die Schlaffis aus. Dann kommt man zwar an der Häntzschelstiege vorbei, aber wir müssen es auch nicht gleich übertreiben, man kann auch die Starke- oder die Rotkehlchenstiege als nächstes anvisieren und zum Schluss die Wilde Hölle runter. Das kann man ziemlich variieren. Es ist ja immer wieder erstaunlich, wie viele Wege man in diesem relativ kleinen Wandergebiet noch entdecken und begehen kann.

Mein großes Problem dabei ist, dass ich möglicherweise den Weg ungenau beschreibe, wenn ich es in der nächsten Dienstberatung vortrage. Ich kann mir Namen von Orten schlecht merken. Das betrifft auch Straßennamen. Wenn mir jemand sagt, „dann fährste an der Coschützer rechts rein“ oder „vom Beuthenfall gehste bis zum Dietrichsgrund, dort den vorderen Heideweg lang“ – dann habe ich regelmäßig keine Ahnung, was damit gemeint ist. Auch wenn ich weiß, dass ich schon mehrfach dort gewesen sein muss. Wenn ich eine Karte oder ein Foto sehe, ist es etwas anderes. Oder wenn sich damit eine Erinnerung verknüpft: Die Touristen, die mit ihrem Internetausdruck in der Hand fassungslos den Fels empor blickten und sagten: „Im Internet stand, das sei ein Wanderweg!“ – das ist die Starke-Stiege!

Aber es ist ja auch klar – warum soll man sich Namen merken? Man ist froh, alle Straßennamen seiner Stadt endlich auswendig zu kennen, doch dann kommt plötzlich ein gesellschaftlicher Umsturz! Man entdeckt, dass Karl Marx, Karl Liebknecht, Friedens- und dieser 1.-Mai Kommunisten oder sogar Sozialdemokraten waren … schon werden plötzlich alle Straßennamen geändert. Und man muss von vorn anfangen! Wozu sich also erst die Mühe machen? Man kann ja auch nie voraussehen, welcher Art der nächste Umsturz sein wird – also welche Personengruppe als nächstes ausgesiebt wird. Warum soll ich mir also die Namen all dieser Wanderwege, Felsen und Stiegen merken? Wer waren denn beispielsweise diese Herren Häntzschel und Starke? Was ist, wenn sich plötzlich herausstellt, dass dieser Herr Rotkehlchen Investmentbanker war?

Ich werde es bei der Beschreibung mit GPS-Daten versuchen. Oder ich plane es gleich als Schnitzeljagd.